Trauma und Geopolitik

Autor(en)
Thomas Angerer
Abstrakt

Der Aufsatz zeigt, warum der Krieg und seine Folgen trotz des Siegs die traditionellen Sorgen um das demographische und geostrategische Gleichgewicht mit dem Deutschen Reich in Frankreich noch einmal verstärkten, dass geopolitisches Sicherheitsdenken allerdings nicht nur gegen Deutschösterreichs "Anschluss" ans Deutsche Reich sprechen musste. Vielmehr waren es geopolitische Traditionalisten, die sich mit einem „Anschluss“ noch am ehesten hätten abfinden können, wenn das Deutsche Reich dafür stark dezentralisiert worden wäre. Der Widerstand der französischen Verantwortlichen gegen den "Anschluss" lässt sich also nicht einfach damit erklären, dass sie in alten, geopolitischen Bahnen dachten.
Paradoxer Weise reagierte Ministerpräsident Georges Clemenceau, ein Radikalsozialist, wie der Monarchist Jacques Bainville, für den, anders als für andere Traditionalisten, ein "Anschluss" in keinem Fall in Frage kam, weil er grundsätzlich alles vermeiden wollte, was das Reich stärken konnte. Außerdem gehörte Clemenceau zu den vielen in Frankreich, die in deutschen Erklärungen zur "Anschluss"-Frage von Anfang an Zeichen dafür sahen, dass die Weimarer Republik vom Kaiserreich Imperialismus und Mitteleuropapläne übernahm und im Frieden nachholen wollte, was dem Deutschen Reich im Krieg nicht gelungen war.
(Zusammenfassung durch den Autor)

Organisation(en)
Institut für Geschichte
Seiten
62-87
Anzahl der Seiten
26
Publikationsdatum
2020
ÖFOS 2012
601008 Geschichtswissenschaft, 601005 Europäische Geschichte, 601022 Zeitgeschichte, 601014 Neuere Geschichte
Schlagwörter
ASJC Scopus Sachgebiete
History
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