Moderation: Johannes Feichtinger
Abstract: Nach der vernichtenden Niederlage der kaiserlichen Truppen bei Jankau stand den schwedischen Truppen unter dem Kommando von Lennart Torstensson im Frühjahr 1645 der Weg nach Wien offen. Die Nachricht vom Herannahen des siegesgewohnten Feldherrn führte zu Panik in der Stadt. Tausende Bewohner, darunter die kaiserliche Familie, ergriffen die Flucht und Ferdinand III. ließ eine feierliche Prozession abhalten, um sich dem Beistand der Gottesmutter zu versichern. Hätte auch noch der Siebenbürger Fürst Georg Rákóczi das schwedische Unternehmen unterstützt, es wäre schlecht um Wien gestanden.
Weder die um sich greifende Furcht im Angesicht des Feindes, noch die Erfüllung des kaiserlichen Gelübdes mit der Errichtung einer Mariensäule oder eine Kapelle als lokaler Erinnerungsort konnten verhindern, dass diese bedrohliche Situation weitgehend in Vergessenheit geriet. Diese Entwicklung verwundert umso mehr, wenn man bedenkt, wie anhaltend und vielfältig andere einstige militärische Kontrahenten funktionalisierbar waren und sind. Der Vortrag zeichnet zum einen die Konjunkturen und den Wandel der Erinnerung an die schwedische Gefahr vom 17. bis ins 20. Jahrhundert nach, zum anderen fragt er nach den Gründen, warum gerade dieser Gegner in Wien seine Sinn stiftende Funktion verloren hat.
Zur Person: Simon Hadler ist Post-Doc im IGK „Religiöse Kulturen“ an der LMU in München. Davor war er Projektmitarbeiter am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der ÖAW sowie Doktorand im DK „Galizien“ an der Universität Wien.