David Emminger (Wien): Das Königreich Ryukyu und seine Beziehungen zum China der Ming- und Qing-Dynastien sowie zum vormodernen Japan
Moderation: Liliane Höppe
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https://univienna.zoom.us/j/66262941903?pwd=Z0I5R0F1VXVnVWJWOW1KNGhLMmVQUT09
[Meeting-ID: 662 6294 1903, Kenncode: 787244]
Abstract:
Das Königreich Ryukyu, heute als Okinawa bekannt, existierte von 1429 bis zu seiner Annexion durch das Meiji-zeitliche Japan im Jahre 1879. Im 15. und 16. Jahrhundert war Ryukyu bedeutender Umschlagplatz im Handel zwischen Ost- und Südostasien, der damit einhergehende kulturelle Austausch beeinflusste das Königreich nachhaltig. Diese Rolle verdankte Ryukyu teils seiner Beziehung zum China der Ming- und Qing-Dynastien, mit dem bereits die Vorgängerstaaten des Königreiches Tributverhältnisse eingegangen waren. Jene Blütezeit endete 1609, als das südjapanische Satsuma Ryukyu eroberte und ein zweites Tributverhältnis zum japanischen Tokugawa-Shogunat oktroyierte. Die doppelte Unterordnung prägte die gesellschaftliche, kulturelle und politische Entwicklung des Königreiches bis zu seinem Ende. Frühe wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit Ryukyu betonten seine Sinisierung und Japanisierung und legitimierten somit Japans Expansionspolitik. Manche dieser Narrative haben bis heute Geltung. Dass auf Ryukyus Niederlage 1609 auch eine Phase der Auseinandersetzung mit Ideen von Staatlichkeit, Autonomie und Identität sowie eine Rückbesinnung auf bestimmte autochthone Traditionen folgte, tritt zumeist in den Hintergrund. Der Vortrag beleuchtet Selbst- und Fremddarstellungen Ryukyus und veranschaulicht, weshalb eine Charakterisierung des Königreiches als Kontaktzone die Betonung kultureller Sinisierung und Japanisierung neu beurteilt und Ryukyus eigenen Handlungsraum in den Vordergrund rückt.
Zum Vortragenden:
David Emminger studierte Sinologie, Japanologie, Asienwissenschaften und Romanistik in Wien, Leiden, Peking, Osaka und Honolulu. Seit 2022 ist er Doktorand an der Universität Wien, seit 2023 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Projekt ReConnect China, finanziert von der Europäischen Union. Seine Forschung befasst sich mit zwischenstaatlichen Beziehungen des dynastischen China und seiner Nachbarn.
Rückfragen: martina.fuchs@univie.ac.at