Anhand von Tagebüchern und autobiographischen Texten untersuche ich in meinem Dissertationsprojekt die engen diskursiven Bahnen, in denen sich das Sprechen österreichischungarischer Kriegsteilnehmer:innen über ihre Erfahrungen der Gewalt im Ersten Weltkrieg bewegte. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf Gewalthandlungen der k.u.k. Armee gegen Zivilist:innen, wie Plünderungen, Vergewaltigungen oder Hinrichtungen. Ziel ist es, diese Erfahrungen aktiv verübter wie auch passiv miterlebter Gewaltpraktiken österreichischungarischer Kriegsteilnehmer:innen in unterschiedlichen Gewalträumen systematisch zueinander in Bezug zu setzen. Dabei konzentriere ich mich auf rangniedrige Mannschaftssoldaten und Unteroffiziere sowie Nichtkombattant:innen wie medizinisches, administratives und geistliches Personal, das für die k.u.k. Armee arbeitete. Der geografische Fokus liegt auf den Kriegs- und Besatzungsräumen der k.u.k. Armee in Osteuropa, Italien und auf dem Balkan. Welche Personengruppen thematisieren welche Formen oder Aspekte kriegerischer Gewalt, welche verschweigen sie hingegen? Was deuten sie womöglich nur an oder teilen ‚zwischen den Zeilen‘ mit? Welche Narrative und diskursiven Strategien entwickelten sie, um über das Erlebte zu berichten? Wie stellen sie die Gewalthandlungen, die Täter, die Betroffenen, sich selbst und mögliche dritte Personen dar, was ignorieren sie in ihren Darstellungen? Lassen sich auch ‚Gegennarrative‘, die den öffentlichen Diskursen nicht (durchgängig) entsprachen, finden und wie sind diese gestaltet? Methodisch orientiere ich mich an der qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring sowie der Critical Discourse Analysis nach Theo van Leeuwen.