Arbeitsgruppe Frauen- und Geschlechtergeschichte:


Archiv 1970er Jahre

Die Arbeitsgruppe wurde 1982 von Edith Saurer initiiert. Das war nicht im Jahr Null der Wiener Frauengeschichte. Vielmehr wurden seit 1975 frauenspezifische Lehrveranstaltungen an der Universität Wien angeboten, zunächst vereinzelt, gegen Ende der siebziger Jahre vermehrt, wenn auch noch immer sehr wenige. Diese frühen Lehrveranstaltungen hatten die Funktion von Eisbrechern, denn eine Eisdecke von unterschiedlicher Stärke lag über dem Fach. Die österreichische Geschichtswissenschaft vollzog allerdings seit der Wende zu den achtziger Jahren eine Öffnung, im Sinne des Aufgreifens neuer Fragestellungen und Methoden.

Forschung

Die Frauen- und Geschlechtergeschichte ist Teil dieses Prozesses, sie hatte jedoch im universitären Bereich, an der Alma Mater, bedeutend mehr Schwierigkeiten zu überwinden als andere neue Ansätze. Dies vor allem deshalb, weil ihr Erkenntnisinteresse, entstanden und formuliert in der Frauenbewegung, von manchen Kollegen mit dem Etikett "feministische Propaganda" versehen und als unwissenschaftlich abqualifiziert wurde. Die Gleichheitsforderungen, die sie aufstellte, rüttelten an den traditionellen Geschlechterbeziehungen. So verdoppelten sich die Vorbehalte gegen die Frauengeschichte, die der Bewegung gegen traditionelle Sichten der Geschichtswissenschaft galten, dem Hineinholen von Frauen und Frauenperspektiven in das Fach und der Bewegung, die von Frauen getragen aus der Frauenbewegung kam.

Lehre

Für die Präsentation neuer Formulierungen und theoretischer Positionen von Nachteil war der Umstand, dass die wenigen Frauen, die zu geschlechtsspezifischen Fragestellungen forschten, fast zur Gänze aus dem Mittelbau kamen und in ihren Lehrangeboten auf den Typ "Proseminar" beschränkt waren. Die Veränderung der Studienpläne und Etablierung neuer Lehrveranstaltungstypen, der Arbeitsgemeinschaften, war daher ein wichtiges Anliegen vieler Historikerinnen. Aus diesen gemeinsamen Interessen ist auch eine Zusammenarbeit zwischen den Frauenhistorikerinnen entstanden, die vor allem in den ersten Jahren der universitären Kommunikation Impulse gab. Diese Entwicklungen gab es nicht nur in der Geschichtswissenschaft, sondern auch in der Politikwissenschaft, der Soziologie, der Sprachwissenschaft, der Philosophie. Damals wie heute, waren die geistes- und kulturwissenschaftliche und die Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften die Zentren der Frauen- und Geschlechterforschung.

Aufbruchstimmung

Es entstanden gemeinsame Projekte. So der Plan einer Vereinigung der Wiener Universitätsfrauen, der allerdings schon im ersten Treffen unterging. So das mehr als zwei Jahre diskutierte Buch, welches 1981 unter dem Titel "Das ewige Klischee" publiziert wurde. Allmonatlich trafen sich Wissenschaftlerinnen verschiedener Fachrichtungen, um das Konzept, um einzelne Beiträge zu diskutieren. Erfahrungen von Sozialisation als Frauen und als Wissenschaftlerinnen standen in langen Abenden ebenso zur Diskussion. Die Eroberung der Frauenforschung befand sich an der Schnittstelle zwischen individueller Erinnerung, kollektiver Erfahrung und wissenschaftlicher Analyse. Es war eine beschwingte Stimmung des Aufbruchs in eine noch ungewisse Forschungszukunft, die alle erfasst hatte. Ebenso diskutiert wurde erstmals die Verankerung von Frauenforschung in der sogenannten "Fächerkombination", d.h. die Möglichkeit eines interdisziplinären Studiums "Frauenforschung". In dieser universitären Situation, die gesellschaftliche Anliegen zum Ausdruck brachte und in der Frauen und Wissenschaft in Bewegung geraten waren, entstand die Arbeitsgruppe Frauengeschichte.