Europäische Adressbüros in der Frühen Neuzeit

Projektleitung und -durchführung: Mag. Dr. Anton Tantner

FWF-Projektnummer: P19826-G08

Laufzeit: Juli 2007 bis Juni 2010

Ziel des Projekts ist eine vergleichende Darstellung der europäischen Adressbüros in der Frühen Neuzeit. Dabei handelte es sich um Einrichtungen, die die immer vielfältiger und unübersichtlicher werdenden Ressourcen der Städte für ihre BewohnerInnen und für fremde BesucherInnen benutzbar machen sollten. So diente zum Beispiel das 1630 von Théophraste Renaudot in Paris eingerichtete Bureau d’adresse unter anderem dazu, Menschen, die Informationen suchten, diese zu beschaffen; es war gleichzeitig Verkaufsagentur und Arbeitsvermittlungsstelle, wobei die an das Büro kommenden Anfragen in einem Register notiert wurden. Das Büro gab eine eigene Zeitschrift heraus, das Feuille du Bureau d’Adresse, in dem Exzerpte dieser Registereinträge publiziert wurden.

Auch in anderen europäischen Städten entstanden in der Folge vergleichbare Einrichtungen:

1650 leitete Henry Robinson in London ein kurzlebiges Office of Address for Accomodations, und in der Folge entstanden eine Reihe so genannter Registry Offices, worunter v.a. das von Henry Fielding 1750 begründete Universal Register Office hervorzuheben ist. In der Habsburgermonarchie wiederum wurden so genannte Fragämter gegründet, 1707 in Wien, 1747 in Prag/Praha, 1751 in Brünn/Brno. – Alle diese Einrichtungen traten neben die traditionellen Beziehungsnetzwerke und übernahmen manche deren Funktionen, wie zum Beispiel Verkaufs- und Arbeitsvermittlung, Informationsaustausch, Kreditvergabe oder Botendienste.

Ausgangsthese des Projekts ist, dass zwischen den genannten Adressbüros und heutigen Internet-Suchmaschinen strukturelle Ähnlichkeiten vorhanden sind, da sowohl Adressbüros als auch Suchmaschinen ihren Benutzerinnen und Benutzern Verweise auf Adressen liefern, an denen die Befriedigung ihrer Bedürfnisse möglich ist bzw. die Orientierung in verworrenen Informationsmengen erleichtern sollen.