In der Frühen Neuzeit erlebt eine Kulturtechnik einen Siegeszug, die uns so selbstverständlich erscheint, dass wir kaum daran denken, dass diese eine Geschichte haben könnte: Die Nummerierung. Diese vergibt so unterschiedlichen Objekten wie zum Beispiel Häusern, Sitzplätzen, Fiakern oder Buchseiten eine Zahl, um diese eindeutig identifizierbar zu machen. Das 17. und 18. Jahrhundert erleben geradezu einen numerologischen Überschwang, der auch vor Kunstwerken nicht Halt macht und zum Beispiel auf der Vorderseite von Gemälden Inventarnummern anbringt, ohne dass ästhetische Rücksichten genommen werden. Wie kommt es zum Siegeszug jener unscheinbaren Kulturtechnik? Welche Bewandtnis hat es mit nummerierten Listen auf sich, stehen diese vielleicht am Anfang dieser Kulturtechnik und wird erst später auf die darin verzeichneten Gegenstände eine Nummer angebracht? – Zur Beantwortung all dieser und weiterer Fragen zieht das Projekt einen klar umgrenzten Quellenbestand heran, nämlich die im Kunsthistorischen Museum Wien vorhandenen frühneuzeitlichen Inventare der Gemäldegalerie. Ihre hohe Überlieferungsdichte macht sie zu einem hervorragend geeigneten Untersuchungsgegenstand für die genannten Forschungsfragen aus einem bisher kaum behandelten Bereich der Geschichte der Kulturtechniken.