Im Zentrum des Forschungsprojekts steht die Frage, ob und inwieweit eine Vorgeschichte heutiger „Ökodörfer“ in älteren intentionalen Gemeinschaften gefunden werden kann und in welchem Verhältnis eine solche Geschichte zu jener des traditionellen europäischen Dorfs steht. Ziel des Projekts ist es, durch die Entwicklung neuer Perspektiven zu einer Geschichte des imaginierten idealen Dorfs beizutragen.
Untersuchungsgegenstand sind insgesamt sechs historische dorfähnliche Siedlungen, die aus einer gesellschaftsreformerischen Intention heraus gegründet wurden. Diese werden in ihren anfänglichen Zielsetzungen und Organisationsstrukturen jenen heutiger Ökodörfer gegenübergestellt. Die ausgewählten Gemeinschaften wurden zwischen 1613 und 1919 gegründet und repräsentieren ein weites Spektrum historischer und weltanschaulicher Kontexte: Die Hutterersiedlung Sabatisch (Sobotište, heute Slowakei), die pietistische Brüdergemeine in Herrnhut, die Quäkersiedlung Friedensthal in Niedersachsen, die Zechenkolonie Eisenheim im Ruhrgebiet, die „Vegetarische Obstbau-Kolonie Eden“ bei Berlin und die anthroposophische Frauengemeinschaft, Schule und Experimentierstätte für biodynamische Landwirtschaft Loheland in Hessen.