Benediktiner, Kirchenreform und der Staat in Österreich, 1720–40

ProjektmitarbeiterInnen: Abubakar Sidyk Bisayew; Daniel Frey, BA; Mag.a Manuela Mayer, MA; MMag.a Dr.in Irene Rabl

Projektleitung: Mag. Dr. Thomas J.J. Wallnig, MAS

Projektträger: FWF-Projekt P-28016

Laufzeit: 1. Jänner 2016 – 31. Dezember 2018

Website: www.pezworkshop.org

Während mehrerer Jahre sind Korrespondenz und Nachlass der Brüder Bernhard (gest. 1735) und Hieronymus Pez OSB (gest. 1762) bereits Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen gewesen (FWF-Projekte P-16940, Y-390). Die beiden leiblichen Brüder und Konventualen des niederösterreichischen Benediktinerstiftes Melk werden zu Recht in zentraler Weise mit der Transformation von Wissensstandards in den habsburgischen Erbländern des frühen 18. Jahrhunderts in Zusammenhang gebracht. Dies gilt sowohl im Hinblick auf eine evidenzbasierte Auffassung von historisch-kritischer Erkenntnis, als auch auf neue Formen wissenschaftlicher Organisation, etwa die Pläne für eine Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Die zentrale Rolle der Brüder Pez äußert sich in den zahlreichen Konflikten, die sie mit den Wiener Jesuiten, ihrem Abt, der Hofbibliothek und anderen auszutragen hatten. Diese Konflikte zeigen deutlich das Potential an Dissidenz, das allen Fragen von Wissensordnung und Wissensanwendung innewohnte.

Fragen dieser Art sollen nun unter Heranziehung zusätzlicher Quellen vertieft werden, aus welchen die Kontakte der österreichischen Benediktinergelehrten mit den Wiener Hofkreisen, Rom und der Reichskirche deutlich werden. Das Projekt ist auf fünf spezifische Themenkomplexe fokussiert: das Verhältnis der Benediktiner und des Wiener Hofes zur römischen Kurie; die Synergie zwischen antikurialem Katholizismus und historisch gedachter protestantischer Staatsrechtslehre; das Ringen um eine benediktinische und/oder kaiserliche Akademie; der Konflikt zwischen unterschiedlichen Zensurinstanzen; und schließlich den Bedarf der Habsburger nach fundierter historischer Expertise am Vorabend des Österreichischen Erbfolgekrieges. Diese Themen werden anhand von Stücken mit Pez-Bezug sowie von Material aus Wien, Passau, Rom und Hannover bearbeitet, ergänzt durch einschlägige Stücke aus den Korrespondenzen von Gottfried Bessel, Johann Benedikt Gentilotti, Oliver Legipont, Anton Steyerer, Wilhelm von Wurmbrand und anderen.

Verbunden sein werden diese Forschungen mit einer Revision und Veröffentlichung der ca. 600 Pez-Briefe ab 1719 (die bereits im Rahmen von Y-390 transkribiert und regestiert worden sind) sowie mit einer dem gegenwärtigen Stand entsprechenden digitalen Überarbeitung der gesamten Pez-Korrespondenz und ihrer Einbringung – gemeinsam mit dem digitalisierten PezNachlass – in ein Virtuelle Forschungsumgebung unter dem Namen „ePezianum“. Damit werden die Forschungen zu den Brüdern Pez zu einem Abschluss auf einer methodologisch wie technisch ausgereiften und nachhaltigen Ebene kommen.