Standardisierung & Professionalisierung – Frühmoderne Personenidentifizierung 1780–1850

Projektmitarbeiter: Mag. Stephan Gruber

Projektleitung: ao. Univ.- Prof. Mag. Dr. Andrea Griesebner

Projektträger: DOC-team-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Laufzeit: 1. Juli 2010 bis 30. Juni 2013

Das Dissertationsprojekt ist Teil des interdisziplinären, durch das Stipendienprogramm der ÖAW geförderten DOC-team-Projektes „Verdaten. Klassifizieren. Archivieren. Identifizierungstechniken zwischen Praxis und Vision“ (http://identifizierung.org).

Ausgangspunkt ist die Frage, wie Menschen vor der Erfindung von Fotografie, Anthropometrie und Daktyloskopie (Fingerabdruckverfahren) identifiziert wurden. Welche Identifizierungstechniken standen im (früh-)modernen habsburgischen Staat um 1800 zur Herstellung von „Sicherheit und Ordnung“ zur Verfügung, zu einer Zeit, in der „moderne“ staatliche Strukturen und das Behörden- und Polizeiwesen auf- und ausgebaut wurden? Welche Kategorien wurden gebildet, die eine Person wiedererkennbar machen sollten? Was bedeutete das für den behördlichen Umgang mit wahrgenommenen Sicherheitsrisiken, Randgruppen und Mobilität?

Ziel ist die Untersuchung einer Transformationsphase von lokaler, uneinheitlicher Identifizierungspraxis hin zu den Praktiken der standardisierten Polizeiapparate des 19. und 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht dabei die k.k. Polizei-Ober-Direktion in Wien. Zentrale Quellengruppen sind – neben den relevanten Gesetzen, Verordnungen und Instruktionen – verschiedene Arten von Papieren, mit denen individuelle Daten gesammelt, festgeschrieben und geordnet wurden: von Meldezetteln, Pässen und anderen Ausweispapieren über Personenbeschreibungen und Steckbriefe bis zu Polizeiblättern. Der Einsatz solcher Dokumente sollte, so die Vision der beteiligten behördlichen Akteure, die Herstellung und Aufrechterhaltung einer „ununterbrochenen Evidenz“ ermöglichen.