Geschichte am Mittwoch

Programm WS 2013/14

Ort: Universität Wien - Institut für Geschichte, HS 45
Zeit: Mittwoch, 18.30 s.t. - 20.00 Uhr

Wenn Sie per Mail eingeladen werden wollen, mailen Sie bitte an folgende Adresse: veranstaltungen.geschichte@univie.ac.at

Organisation und Planung: Andrea Brait
Für die IEFN-Vorträge: Susanne Pils

 

9. Oktober 2013

Heidi Hakkarainen: Looking at the Late Nineteenth-Century Vienna through the Lens of Humour

In the nineteenth century, in the age of rapid social changes, industrialisation and urbanisation, commercial popular humour flourished in the growing cities. The modern print culture created new forms for urban humour and the late nineteenth century was the time when humorous and satirical magazines bloomed in Vienna. This paper in based on my on-going dissertation project Comical Modernity, which looks into Viennese popular humour in the age of the city renewal between 1857 and 1890 through various humorous printed matters. I am approaching humour from historical perspective as a significant way of creating meanings and identities in the changing city. By examining popular humorous publications in the context of the modern print culture, my aim is to analyse how humour took part on the negotiation on the urban change and the meanings of the modernity.

Heidi Hakkarainen, MA, studied 2002-2009 Cultural History, German Philology and Art History at the University of Turku and 2005-2006 Theatre-, Film- and Media Studies at the University of Vienna. Her research interests include urban history, humour, spatiality and the history of popular culture.

16. Oktober 2013

Christian Kühner: „Er hat seine Sünden als ein Sünder confisiert“. Praktiken der Beichte in Bayern und Österreich im Zeitalter der Gegenreformation

Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit

Moderation: Andrea Griesebner

Die Beichte wurde in der Gegenreformation in Bayern und Österreich zu einem Eckpfeiler des erneuerten Katholizismus. Als jährliche Pflicht jedes Katholiken wurde sie zur Basis eines Kontrollsystems, mit dem Protestanten ausfindig gemacht und diszipliniert werden konnten. Die jährlich ausgehändigten Beichtzettel wurden von kirchlichen und weltlichen Stellen für eine Vielzahl von Funktionen verwendet. Parallel dazu begann die Kirche, die Gläubigen zu ermutigen, nicht nur zu Ostern, sondern regelmäßig unterm Jahr zu beichten und die Beichte so zum Bestandteil der Alltagsfrömmigkeit zu machen.

Zur Person: Christian Kühner studierte Geschichte, Französisch und Politikwissenschaft in Freiburg und an der Sorbonne. Bachelor (Sorbonne), Magister und Staatsexamen (Freiburg); 2011 binationale Promotion in Freiburg und an der EHESS (Paris). Danach je ein akademisches Jahr Postdoc am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz (2010/11), in Stanford (2011/12) und in Cambridge (2012/13). Seit Oktober 2013 Wissenschaftler Assistent an der Universität Freiburg.


23. Oktober 2013 (ORT: Foyer der Universitätsbibliothek Wien)

Ausstellungseröffnung: „Im Dienste der Menschheit“ – Die wechselvolle Geschichte der Österreichischen Liga für Menschenrechte (Foyer der Universitätsbibliothek Wien, 23.10.-18.11.2013)

Die 1926 gegründete Österreichische Liga für Menschenrechte (ÖLfM) ist die älteste österreichische Menschenrechtsorganisation. Unter der Leitung von Wolfgang Schmale wird die Geschichte der Liga in einem von Christopher Treiblmayr betreuten Projekt erforscht, das am Institut für Geschichte der Universität Wien angesiedelt ist und von 2008 bis 2011 vom FWF – Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanziert wurde. Die Ausstellung wirft anhand der Bestände der Universitätsbibliothek Wien, des seit 2013 am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien einliegenden Archivs der ÖLfM sowie bislang unbekannten Materials aus österreichischen, deutschen, französischen und russischen Archiven Schlaglichter auf die verschiedenen Epochen des Wirkens dieser Organisation „im Dienste der Menschheit“ – so das Leitmotto der Liga. Dabei wird ein Bogen gespannt, der die freimaurerisch dominierte Gründungsphase, die Selbstauflösung 1938 und die Verfolgung vieler ihrer Mitglieder in der Zeit des Nationalsozialismus, die verschiedenen Aktivitätsfelder in der Zweiten Republik – etwa in Bezug auf Homosexuellenrechte – sowie die stets engen Beziehungen zur Universität Wien ebenso umfasst wie die internationalen Vernetzungen der Liga im Sinne einer „europäischen Zivilgesellschaft“.
Eine Ausstellung des Projektteams und der Österreichischen Liga für Menschenrechte in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Wien, den Forschungsschwerpunkten Historisch-Kulturwissenschaftliche Europawissenschaft und Frauen- und Geschlechtergeschichte der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und QWien. Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte. Mit freundlicher Unterstützung des Dekanats der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, des VIDC – Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit, des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und der Kulturabteilung der Stadt Wien (angefragt).

Website zur Ausstellung: http://bibliothek.univie.ac.at/events/008945.html

Zu den Personen:

Eröffnung mit Beiträgen von HR Mag.a Maria Seissl (Universitätsbibliothek Wien), Vizedekan o. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schmale, Mag.a Terezija Stoisits (Vizepräsidentin der Österreichischen Liga für Menschenrechte) und Univ.-Ass. MMMag. Dr. Christopher Treiblmayr.
Maria Seissl ist Leiterin des Bibliotheks- und Archivwesens der Universität Wien und Vizepräsidentin der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare sowie Mitglied der Jury für das Wissenschaftsbuch des Jahres.
Wolfgang Schmale ist Professor für Geschichte der Neuzeit am Institut für Geschichte an der Universität Wien. Die Geschichte der Grund- und Menschenrechte gehört seit drei Jahrzehnten zu seinen Forschungsschwerpunkten.
Terezija Stoisits ist Juristin, Vizepräsidentin der Österreichischen Liga für Menschenrechte und war 2007 bis 2013 Volksanwältin.
Christopher Treiblmayr ist Assistent für Geschichte der Neuzeit am Institut für Geschichte der Universität Wien und arbeitet an einem Habilitationsprojekt zur Geschichte der Österreichischen Liga für Menschenrechte.

30. Oktober 2013

Barbara Duden: Risiko in der Medizin und die Ökonomisierung des Gesundheitswesens im Fokus der Körpergeschichte

Unter dem Dreizack Risiko, Ökonomisierung und Körpergeschichte will ich die Voraussetzungen diskutieren, unter denen es denkbar wurde, die Klinik und die klinische Praxis nach dem Modell der Fabrik zu reorganisieren. Seit langem gibt es Forschung zum Aufstieg und zur Wirkmacht von Risiko als Leitkonzept in der Medizin, insbesondere in der Geburtsmedizin und seit wenigen Jahren wird erforscht, welche Wirkung die Einführung von DRGs, Fallpauschalen und Wettbewerb in der Pflege und Medizin haben. In meinem Vortrag möchte ich versuchen, diese beiden Stränge unter dem Gesichtspunkt der Köpergeschichte zusammenbringen. Meine Vermutung ist, dass die Risikomedizin wie auch ihre betriebswirtschaftliche Organisation voraussetzen, dass die vielsinnige Physis der Patientin sowie das Gespräch mit ihr in dem diagnostischen und praktischen Können des Mediziners, einer Hebamme oder einer Pflegeperson keine Resonanz mehr haben.

Barbara Duden ist Historikerin und emeritierte Professorin am Institut für Soziologie an der Leibniz Universität Hannover. Sie arbeitet seit langem zur Zeitgeschichte der somatischen Wahrnehmung von Frauen, sowie zur symbolischen Wirkmacht des Einsatzes technischer Interventionen und professioneller Einrede in der Medizin in Bezug auf Schwangerschaft und Geburt. 

6. November 2013 (ORT:  HS 34; Buffet im Anschluss: HS 45)

Präsentation des neuen Buches von Wolfgang Schmale: Mein Europa. Reisetagebücher eines Historikers (Böhlau 2013)

Wolfgang Schmale entfaltet in diesem Buch europäische Geschichte auf der Grundlage seiner Reisetagebücher. Er bereiste und durchwanderte zentrale und Kernregionen ebenso wie Peripherien Europas, die in der Antike, im Mittelalter oder in der Neuzeit mal enger, mal lockerer mit Europa verbunden waren. Man kann Europa spüren, sehen, erfahren, hören und auf dieser bodenständigen Zugangsweise aufbauend auch vor dem inneren Auge als Verflechtungsgeschichte begreifen. Der Autor erschließt die Geschichte Europas von der mittelasiatischen Region der Seidenstraße über Armenien und Jerusalem durch den Kontinent hindurch (Südosteuropa, Mitteleuropa, Süd- und Westeuropa, Nordeuropa) bis in das noch heute europäisch-französisch geprägte Québec weit im Westen und gelangt zum Ende ganz im Süden bis nach Marokko, wo in römischer Zeit der südliche Limes verlief. Von den Grenzen dieses historischen Raumes bis in sein Zentrum sind im Lauf rund dreier Jahrtausende unzählige Erinnerungsorte entstanden, die sich beim Reisen und Wandern durch ihre Unmittelbarkeit und Authentizität Schritt für Schritt zu Erinnerungsparcours und europäischer Geschichte verdichten. Das Netz von Erinnerungsorten und Erinnerungsparcours, das sich weit spannt und trotzdem so eng geknüpft ist, dass ein zunächst kaum fassbar wirkender Raum zur Heimat Europa wird, hält Mythen, Ursprungserzählungen und Ursprungsorte, historische Gestalten, Kunst und Architektur, Naturräume und historische Schauplätze in großer Zahl bereit. Am Schluss schlingt sich alles zusammen, als ginge man den Erzählungen eines Romans namens Europa nach.
Kurzinfo zur Printausgabe: http://www.boehlau-verlag.com/978-3-205-79474-5.html
Kurzinfo zum E-Book: http://www.degruyter.com/view/product/212816?rskey=jDw8Ka&result=1
Eröffnung: Philipp Ther, Sprecher des Fakultätsforschungsschwerpunkts historisch-kulturwissenschaftliche Europawissenschaft
Einleitung in das Buch: Wolfgang Schmale
Lesung: Es liest die Wiener Schauspielerin Chris Pichler
Anschließend im HS 34 Umtrunk, Brot und Aufstriche. Birgit Nagy-Glaser wird wieder für den allseits geschätzten Punsch mit ihrer schönen Rezeptur Sorge tragen!
Um für ausreichend Getränke etc. sorgen zu können, wird höflichst um Anmeldung gebeten an: birgit.nagy-glaser@univie.ac.at
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Forschungsschwerpunkt Historisch-kulturwissenschaftliche Europawissenschaft derHistorisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien statt. Sprecher: Philipp Ther.

Chris Pichler, lebt in Wien und Berlin, spielt an den renommierten deutschsprachigen Bühnen: Berliner Ensemble, Schauspiel Frankfurt, Staatschauspiel Meiningen, Deutsches Nationaltheater Weimar, Schlossparktheater Berlin, Schauspiel Dortmund, Hans Otto Theater Berlin Potsdam, Ruhrfestspiele Recklinghausen, Festspiele Reichenau, Theater in der Josefstadt, Volkstheater Wien, Wiener Musikverein, Grand Theater Luxembourg.
Die mehrfach mit Preisen ausgezeichnete österreichische Schauspielerin verfügt über ein vielfältiges Charakterrollenrepertoire, dessen Bandbreite von der Klassik bis zur Moderne reicht.  Bekannt wurde sie auch durch ihre Soloprogramme, „Romy Schneider – Zwei Gesichter einer Frau“ „Ich – Marilyn“ „Jackie“ Molly Bloom“„Cosima Wagner“, mit denen sie auch in Paris Kopenhagen, Prag, Luxemburg, Berlin, Hamburg… gastierte.
Sie spielt in vielen Kino- und Fernsehproduktionen sowie Hörbüchern und Hörspielen mit und hat eine großes Repertoire an Konzerten: vom Wiener Lied bis zur Dreischgroschenoper und 30er Jahre Songs, „Paddington Bär“, Peter und der Wolf“ „Gestiefelter Kater“, „Traumfabrik Hollywood“ „Mayröcker Requiem“ und zahlreichste Rezitationen.
Wolfgang Schmale ist Professor für Geschichte der Neuzeit am Institut für Geschichte, Universität Wien
Philipp Ther ist Professor für Osteuropäische Geschichte am Institut für Osteuropäische Geschichte, Universität Wien

13. November 2013

Çiğdem Dumanlı: Von den osmanischen Modernisierungsbestrebungen zur Waffenbrüderschaft im Ersten Weltkrieg. Die Beziehungen zwischen Österreich, Deutschland und der Türkei im historischen Kontext

Moderation: Karl Vocelka

Wissenschaftliche Studien über den historischen Kontext der Beziehungen zwischen Österreich, Deutschland und der Türkei können Themen wie die Bemühungen Metternichs das alte System Europas wiederherzustellen, die Gleichgewichtspolitik Bismarcks, die Weltpolitik Wilhelms II. und letztendlich den 1. Weltkrieg nicht umgehen.
Auch die sich um diese Themen herum bildenden Fragen bezüglich der deutschen Militärmissionen im Osmanischen Reich, Bagdadbahn, und vor Allem die ab der Zeit Abdülhamid II. in verstärktem Maße fortgeführte Kooperation in wirtschaftlichen, politischen und sozialen Angelegenheiten, sind in diesem Rahmen öfters diskutierte Inhalte.
Die mit der Machtübernahme der Jungtürken zunehmende Zusammenarbeit und Harmonie mündet im 1. Weltkrieg in eine Waffenbrüderschaft und nachdem der Krieg verloren ist, in eine große Katastrophe und Hoffnungslosigkeit.
Dieser Vortrag bezweckt die im 19. Jahrhundert aufblühenden politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen im Zusammenhang der osmanischen Modernisierungsbestrebungen zu erläutern.
Beginnend mit den Reformbestrebungen im Osmanischen Reich bis zu den deutschen Idealen bei den Jungtürken sind Themen dieses Vortrages.

Çiğdem Dumanlı promoviert am Atatürk Institut für Moderne Türkische Geschichte (Universität Hacettepe, Ankara) über die Auswirkungen der Revolutionen von 1848 auf das Osmanische Reich; 2013 absolviert sie einen 9-monatigen Forschungsaufenthalt in Wien

20. November 2013

Iris Fleßenkemper: Von ehelicher Zusage, fleischlicher Vermischung und heimlicher Verlöbnis. Normen und Praktiken der Eheschließung in der frühneuzeitlichen Grafschaft Lippe

Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit

Moderation: Susanne Hehenberger

Nach der Einführung der Reformation orientierte sich die Praxis und Wirksamkeit der Eheschließung in der Grafschaft Lippe an einer Vielzahl von Normen, Geboten und Gesetzen, die im Widerspruch zueinander standen und die Zeitgenossen entsprechend mit unterschiedlichen Handlungserwartungen konfrontierten. Vor dem Hintergrund neuerer Forschungsansätze, die sich mit Phänomenen der „Normenkonkurrenz“ (Hillard von Thiessen) und der „normativen Ambiguität“ (Thomas Bauer) auseinandersetzen, wird der Vortrag zunächst die unterschiedlichen Normenfelder herausstellen, die für die Eheschließung gleichermaßen eine konstitutive Bedeutung besaßen. Zum anderen soll der Frage nachgegangen werden, wie die Zeitgenossen mit der Koexistenz konkurrierender Ehevorstellungen umgingen.

Zur Person: 1995-2002 Studium der Geschichte und Anglistik an den Universitäten in Oldenburg, Edinburgh und Münster; 2003-2007 Stipendiatin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin des DFG-geförderten Graduiertenkollegs „Wissensfelder der Neuzeit. Aufbau und Entstehung der europäischen Informationskultur“ an der Universität Augsburg; 2007 Promotion mit einer Arbeit zur Schottischen Aufklärung (Betreuer Prof. Wolfgang Weber, Prof. Barbara Stollberg-Rilinger); seit 2007 Wissenschaftliche Geschäftsführerin und Projektleiterin am Exzellenzcluster „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne“ der Universität Münster.

27. November 2013

Christina Höfferer: Die Kulturgeschichte des Reisens als ein Beispiel für erfolgreiche Vermittlung historischer Inhalte an ein breites Publikum

Vorstellungsvortrag als Bewerbung für ein Lektorat am IfG

Der Vortrag hat zum Ziel ein Konzept für eine Lehrveranstaltung vorzustellen:
Die Lehrveranstaltung untersucht anhand der Geschichte des Reisens die Möglichkeiten der Kulturpublizistik zur Vermittlung historischer Inhalte an ein interessiertes Nichtfachpublikum. Reisen in die Ferne, Reisen in ein Sehnsuchtsland zum kulturellen Ausgleich und Reisen in die Nähe als historische Ethnographie im eigenen Umfeld werden unter kulturgeschichtlichen und vermittlungstechnischen Aspekten beleuchtet. Praxisbeispiele geben einen Einblick in erfolgreiche Vermittlungsprojekte. Es gibt für Erasmus Studierende die Möglichkeit statt eine deutschsprachige Prüfung abzulegen englische Referate zu halten.
Inhalte: Auseinandersetzung mit Texten und Hörfunkbeiträgen der Formate Reportage und Feature. Das beinhaltet das gemeinsames Anhören, Reflektieren und Beurteilen nach ausgewählten Kriterien, u.a. Idee und Umsetzung, historischer Gehalt, Verständlichkeit der Sprache und Vermittlung, Originalität des Zugangs.
Methoden: Der Schwerpunkt liegt im gemeinsamen Hören von Radiobeiträgen, deren anschließender Analyse und Reflexion in Kleingruppen und Plenum
Ziele: Eigenständige Gestaltung eines Radiobeitrages oder einer kulturhistorischen Reportage in Form eines Artikels. Themenwahl und Format werden in der ersten UE besprochen. Die einzelnen Arbeitsschritte, Themenfindung, Recherche, Aufnahme von Interviews und anderer akustischer Elemente, Schnitt des Audiomaterials und Bau des Beitrages werden selbständig ausgeführt. Die Zwischenergebnisse und etwaige Fragen und Probleme, die bei der Durchführung auftauchen, werden in Feedbackrunden besprochen.
Bei Interesse kann der Beitrag auf „Campusradio“, dem Webradio der Universität Wien, gesendet werden (http://www.univie.ac.at/campusradio )

Christina Höfferer: Kulturhistorikerin. Studium Universität Wien und Johns Hopkins University/Bologna. Kulturpublizistin für Ö1, Deutschlandradio, RAI, “Die Presse”. Buch “Bella Arcadia. Das Italien der Literaten und Künstler.” Aufbau von „La Casa di Ingeborg Bachmann“.

4. Dezember 2013

Irene Kubiska-Scharl / Michael Pölzl: Personal und Organisation des Wiener Hofes im 18. Jahrhundert. Eine prosopographische Untersuchung

Moderation: Martin Scheutz

Der Wiener Hof stellte mit rund 2.000 FunktionsträgerInnen einen der größten institutionell gefestigten Dienstgeber Wiens dar. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die meist bürgerlichen Beschäftigten des Wiener Herrscherhofes. Erstmals wird somit ein wesentlicher Bereich des Wiener Hofes, nämlich das Hofpersonal, systematisch erschlossen, durch dessen Arbeitsleistung der Hofbetrieb erst ermöglicht wurde. Folglich können organisatorische Strukturen, die hinter dem „schönen Schein“ der höfischen Welt lagen, aufgezeigt werden.
Die Karriereverläufe der weiblichen wie männlichen Funktionsträger werden systematisch erarbeitet und im Hinblick auf sozialgeschichtliche Fragestellungen untersucht. Themen wie der Eintritt in den Hofdienst, die Beförderungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, aber auch die Altersversorgung für Hofbedienstete und deren Witwen und Waisen werden behandelt und in der höfischen Organisationsstruktur verortet.
Neben den Grundlagen der höfischen Organisationsstruktur und den komplizierten Einrichtungen und Auflösungen von Hofstaaten, können aufgrund des großen zeitlichen Rahmens Veränderungen im höfischen Gefüge, die nicht immer reibungslos abliefen, nachgezeichnet werden. Besonders unter Josephs II. kam es zu teilweise „radikalen“ Reformversuchen. Inwieweit diese von seinen Nachfolgern übernommen oder abgeändert wurden, gilt es in besonderer Weise aufzuzeigen.

Irene Kubiska-Scharl, Studium der Geschichte und Romanistik und Absolventin des Masterstudiums Geschichtsforschung, Historische Hilfswissenschaften und Archivwissenschaft, Dissertantin.
Michael Pölzl, Studium der Geschichte und Kunstgeschichte, Dissertant zu den Kaiserinwitwen am Wiener Hof.

11. Dezember 2013

Dana Cerman-Stefanová: Bankrotte Unternehmen und die Wiener „k.k. oktroyierten Kommerzial-, Leih- und Wechselbank“, 1787-1830

Moderation: Peter Becker

Der Vortrag wird sich mit der Frage beschäftigen, wie die „Oktroyierte Bank“ sich gegenüber jenen Kunden verhalten hatte, die sich bezüglich ihrer Wirtschaftsaktivitäten verkalkuliert haben oder Opfer eines nicht gefestigten Marktes geworden sind. Es werden daher jene Situationen im Vordergrund stehen, auf Grund derer ein Unternehmen insolvent bzw. bankrott geworden ist. Diesen Fragen wird insbesondere am Beispiel von zwei Unternehmern nämlich des griechischen Großhändlers Paziazi und des Textilunternehmers Johann Tost aus Jihlava und einiger kleiner Kunden sowie der Endphase der Bankexistenz. nachgegangen.  Es werden v. a.  Verhaltensmuster gegenüber dem oben erwähnten Kundenkreis analysiert sowie die Dringlichkeit und Art und Weise der Schuldeneintreibung.

Dana Štefanová ist im Wintersemester 2013 Gastprofessorin am Institut für Geschichte, war  2002–2011 Universitätsassistentin am Institut für Geschichte der Universität Wien und habilitierte sich 2009 für das Fach Geschichte der Neuzeit.

18. Dezember 2013

Guido Messling: Cranach in den Niederlanden

Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit

Moderation: Friedrich Polleroß

Lucas Cranach d. Ä. (1472 – 1553), der seit 1504 als Hofmaler der sächsischen Kurfürsten in Wittenberg wirkte,  verdankte wichtige Anregungen der niederländischen Kunst seiner Zeit. Jedoch ist kaum einmal untersucht worden, ob nicht auch Cranach selbst von Künstlern westlich des Rheins rezipiert worden ist. Diese Frage verdient schon deshalb einmal größere Aufmerksamkeit, weil der deutsche Maler im Jahre 1508 die Niederlande besucht hatte und hier u. a. am Hof Margaretes von Österreich in Mechelen weilte. Der Vortrag widmet sich zunächst einem verlorenen, wohl auf dieser Reise entstandenen Bildnis, bevor er anhand einiger Beispiele Wege und Reflexe der Werke Cranachs in den Niederlanden vorstellt.

Zur Person: Guido Messling promovierte 2002 in Berlin im Fach Kunstgeschichte war bis 2005 an der Staatsgalerie Stuttgart tätig. Anschließend arbeitete er für die Reihe New Hollstein German und als Mitautor eines Kataloges  der frühen Handzeichnungen in Erlangen. Von 2008 bis 2010 katalogisierte er die altdeutschen Zeichnungen in Dessau und kuratierte eine Ausstellung zu Lucas Cranach, die 2010/11 in Brüssel und Paris gezeigt wurde. Seit August 2011 ist er als Kurator für Deutsche Malerei am KHM tätig.

8. Jänner 2014

Maximilian Graf: Österreichs „Ostpolitik“ im Kalten Krieg. Neue Forschungsergebnisse und Desiderata

Vorstellungsvortrag als Bewerbung für ein Lektorat am IfG

Die zumeist unter dem Schlagwort „Nachbarschaftspolitik“ umschriebene österreichische Form der „Ostpolitik“ im Zeitalter des Kalten Krieges stellte neben der Südtirol- und der Europapolitik (in ihren verschiedenen Ausprägungen) einen Schwerpunkt der österreichischen Außenpolitik von 1945 bis 1989 dar. Aufgrund seiner Neutralität und begünstigt durch die sowjetische Politik der „friedlichen Koexistenz“ konnte Österreich insbesondere seit den 1960er Jahren die Beziehungen zu den sozialistischen Staaten Europas verbessern, wobei der Faktor „Grenze“ in seiner Ausprägung als „Eiserner Vorhang“ eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hatte. Eine Synthese zu diesem Themenkomplex steht bisher aus. Der Fokus lag trotz größerer Fortschritte in den letzten Jahren zumeist auf bilateralen – in der Diplomatiegeschichte verhafteten – Studien, die oftmals den Blick auf das große Ganze vermissen lassen und nur in Einzelfällen einen über die 1960er Jahre hinausreichenden Zeitraum umfassen. Auch die transnationale Ebene sowie die östlichen und westlichen Perzeptionen der österreichischen „Ostpolitik“ stellen Desiderata dar. Neue Primärforschungen in in- und ausländischen Archiven können stärker als bisher die Wechselwirkungen von Politik, Diplomatie, Wirtschaft und Kultur aufzeigen. Insbesondere die politischen und die wirtschaftlichen Beziehungen Österreichs zu den sozialistischen Staaten waren untrennbar miteinander verbunden. Um an Großaufträge für die kriselnde verstaatlichte Industrie zu kommen mussten zum einen die politischen Beziehungen ein entsprechendes Niveau haben, zum anderen kostengünstige Kredite vergeben werden. Hierfür waren innen- und außenpolitische Konzessionen sowie Kompromisse notwendig. Diese lassen wiederum Rückschlüsse auf Veränderungen und Nuancierungen der österreichischen Neutralitätspolitik von den 1960er bis in die 1980er Jahre zu.
Ausgehend von diesem eigenen Forschungsschwerpunkt kann die vorhandene umfangreiche Archiv- und Literaturkenntnis als Grundlage für eine Lehrveranstaltung des Typs „Geschichtswissenschaftliche Arbeitstechniken und Archivkunde“ mit dem möglichen Titel „Quellen zur Außenpolitik der Republik Österreich 1918 bis heute“ dienen. Während sich meine eigenen Primärforschungen auf die Zeit nach 1945 konzentrieren kann ich durch meine Mitarbeit an der Edition der Akten zur Außenpolitik der Republik Österreich 1918-1938 auch auf entsprechende Kenntnisse über die Zwischenkriegszeit verweisen.

Zur Person: 2004–2012 Studium der Geschichte an der Universität Wien, Promotion mit der Dissertation Österreich und die DDR 1949-1989/90. Beziehungen – Kontakte – Wahrnehmungen. Seit 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter des INZ (vormals Historische Kommission) der ÖAW.

15. Jänner 2014

Richard Lein: Škoda, Bata, Švejk. Wirtschaftliche Aspekte der deutschen Besetzung Böhmens und Mährens 1938-1945

Obwohl das Deutsche Reich seine aggressive Außenpolitik gegenüber der Tschechoslowakei in den späten 1930er Jahren zumeist mit der Sudetenfrage in Verbindung brachte, ist evident, dass Berlin weniger an Minderheitenfragen, als viel mehr in den industriellen Kapazitäten des Landes interessiert war. Nachdem offensichtlich war, dass Deutschland aufgrund des Mangels an Produktionskapazitäten und Rohstoffen nicht in der Lage sein würde, die im Vierjahresplan von 1936 definierten Ziele (Kriegsbereitschaft und Autarkie bis 1940) zu erreichen, gerieten die Tschechischen Länder, das vormalige industrielle Herz der Habsburgermonarchie, immer stärker in die Interessenssphären deutscher Expansionspolitik. Nach der endgültigen Zerschlagung der Tschechoslowakei und der Errichtung des „Reichsprotektorats Böhmen und Mähren“ im März 1939 wurde die tschechische Industrie tatsächlich zu einem wesentlichen Faktor in der deutschen Kriegswirtschaft, nicht zuletzt, da sie über große Produktionskapazitäten, umfangreiche Materialreserven sowie eine gut ausgebildete Arbeiterschaft verfügte, die zum überwiegenden Teil vom Wehrdienst freigestellt war. Darüber hinaus lagen Böhmen und Mähren für lange Zeit außerhalb der Reichweite alliierter Bomber, was, in Verbindung mit dem nur schwachen zivilen Widerstand in den tschechischen Ländern eine fast ungestörte Fortsetzung der Kriegsproduktion bis zum Kriegsende im Mai 1945 ermöglichte.
Der Vortrag wird sich nicht nur mit der grundsätzlichen Bedeutung Böhmens und Mährens für die deutsche Kriegswirtschaft beschäftigen, sondern auch auf die Frage eingehen, wie sich die deutsche Besatzung auf das Alltagsleben der tschechischen Bevölkerung auswirkte.

Zur Person:
Mag. Dr. Richard Lein, 2000-2009 Studium der Geschichte an der Universität Wien, 2009 Promotion zum Thema "Das militärische Veralten der Tschechen im Ersten Weltkrieg”, 2006-2011 Assistent am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien, seit 2011 Oberassistent an der Andrássy Universität Budapest.


22. Jänner 2014

Alfred Weiß / Elisabeth Lobenwein „Vous m’annoncés la guilliotine, je la vois arriver [...] “ „Sie kündigen mir die Guillotine an, ich sehe sie kommen [...]“ (3. September 1794). Der erste Koalitionskrieg (1792–1797) im Spiegel der Privatkorrespondenz des Salzburger Fürsterzbischofs Hieronymus Graf Colloredo

Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit

Moderation: Thomas Winkelbauer

Der letzte regierende Salzburger Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo (1732–1812; reg. 1772–1803) musste sich seit dem Beginn des ersten Koalitionskrieges einerseits mit der latenten Gefahr der Besetzung seines Landes durch die französische Revolutionsarmee, andererseits mit der immer drohender werdenden Säkularisierung der geistlichen Staaten auseinandersetzten. Aus dieser turbulenten Zeit des Aufruhrs haben sich einzigartige Ego-Dokumente des Landesherrn erhalten, die im Rahmen des Vortrages vorgestellt und anhand einprägsamer Beispiele analysiert werden.

Elisabeth Lobenwein, geb. 1984, Post-Doc FWF-Projektmitarbeiterin am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg. Bearbeiterin der Edition der Privatkorrespondenz des Salzburger Fürsterzbischofs Hieronymus Graf Colloredo.
Alfred Stefan Weiß, geb. 1964, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg. Arbeitsschwerpunkte: Sozialgeschichte der Medizin, Geschichte der Armut, Österreichische Regionalgeschichte.

29. Jänner 2014
Caitlin E. Gura: Exhibiting a New Austria. Austrian Museums and Their Effect on Austrian National Identity

After 1945, Austria grappled with an identity crisis; with the 1955 State Treaty Austria was to be an independent and neutral state, but how was society to redefine itself culturally? From the year 2000 onward, the Second Republic is at its most politically and economically stable position; Austria is an active member of the EU and finally confronted its guilt in WWII. Now that the past has been addressed, how does Austria see itself heading into the future? Through an examination of exhibitions held at the Kunsthistorisches Museum and the Schloss Belvedere in Vienna from 2000 to today, I hope to extrapolate a framework of Austrian identity. Although the KHM and Belvedere are both art museums, their perspectives differ on the relationship between Austria and their collections. The director of the KHM from 1990 to 2008, Wilfried Seipel, perpetuated the notion that this museum was a universal institution, unhindered by “national” connotations. In contrast, the Belvedere’s collections focus on local Austrian artwork, and examine Austrian art in relation to the international art scene. Whereas one museum takes a universalist approach, the other embraces a regional perspective. Both refrain, however, from the title “national”. Why is there a hesitancy to nationalize culture and how does this relate to Austrian identity?Caitlin Gura ist U.S. Fulbright-Stipendiatin in Wien und unterrichtet am BG/BRG Pichelmayergasse 1 als Englisch-Sprachassistentin. Sie schloss ihr Bachelorstudium mit Französisch, Deutsch und Kunst am Trinity College, Hartford im Bundesstaat Connecticut ab.