Geschichte am Mittwoch im WS 2010/11

Ort: Universität Wien - Institut für Geschichte, HS 45
Zeit: Mittwoch, 18.00 c.t. - 20.00 Uhr

Wenn Sie per Mail eingeladen werden wollen, mailen Sie bitte an folgende Adresse: veranstaltungen.geschichte@univie.ac.at

Organisation und Planung: Thomas Fröschl
Für die IEFN-Vorträge: Susanne Pils

 

Übersicht

6. Oktober: Wolfram DORNIK (Graz)
State-building in einem failing State

13. Oktober: Andrea MAGLIO (Neapel) – in Kooperation mit dem IEFN
La guglia: Denkmäler des neapolitanischen Barock zwischen Kunst und Religion

20. Oktober: Margareth LANZINGER (Wien)
Umkämpfte Verbindungen: Verwandtenehen und Dispenspraxis (1780–1890)

3. November: Ivo CERMAN (Budweis)
„Adel und die Dialektik der Aufklärung“ und Präsentation des Buches „Habsburgischer Adel und Aufklärung. Bildungsverhalten des Wiener Hofadels im 18. Jahrhundert“

10. November: Andreas H. ZAJIC (Wien)
Einen "ewigen jartag, so bei sand Ruebrechts zeiten angefangen" – Spätmittelalterlicher Niederadel auf der Suche nach seinen frühmittelalterlichen Ursprüngen

17. November: Petr ČEHOVSKY (Olmütz) – in Kooperation mit dem IEFN
Steinskulpturen im mährisch-österreichischen Thayatal um 1480–1550

24. November: Andreas GOTTSMANN (Wien)
… Ich bin sicher, auf solche Art die versöhnende Kraft der Kunst auch in den Dienst des inneren Friedens im Reiche zu stellen.“ – Politische Aspekte der Kulturförderung in Lombardo-Venetien und Böhmen

1. Dezember:
Judit MAJOROSSI (Budapest)
Medieval Urban Elite Research in East-Central European Context. Obstacles and Possibilities (Mittelalterliche städtische Elitenforschung im ostmitteleuropäischen Kontext. Hindernisse und Möglichkeiten)

15. Dezember: Evelyne LUEF (Wien) – in Kooperation mit dem IEFN
Verzweifelt oder verwirrt? Suizid und Suizidversuch in Österreich und Schweden (ca. 1600–1800)

12. Jänner: Alexia BUMBARIS (Wien)
Die lesbare Stadt – zur Gender-Topographie europäischer Städte

19. Jänner: Cornel ZWIERLEIN (Bochum) – in Kooperation mit dem IEFN
Katastrophe zwischen Natur und Kultur: Stadt-Großbrände im 18./19. Jh. und die Produktion von Sicherheit

26. Jänner: Michael ROHRSCHNEIDER (Salzburg)
Parteibildung und Klientelismus als Instrumente österreichischer und preußischer Reichspolitik: Studien zum Immerwährenden Reichstag um 1750

 

 


Details


6. Oktober: Wolfram DORNIK (Graz)
State-building in einem failing State?
Moderation: Lothar Höbelt

Abstract: Ein weitläufiges, von sozialen Unruhen erschüttertes Land, das erst kürzlich eine Revolution hinter sich brachte und nun von einem Militärbündnis besetzt wird und so zu einem langfristigen Partner werden soll. Die Besatzer haben sowohl wirtschaftliche als auch politische Interessen; sie bekämpfen Bandenunruhen mit modernsten militärischen Mitteln und verschiedenen COIN-Strategien, intervenieren in ein schwaches und korruptes politisches System dem ein gesamtgesellschaftlicher Konsens fehlt. Nein, es handelt sich weder um den Irak noch um Afghanistan im beginnenden 21. Jahrhundert, sondern um die Ukraine im Jahr 1918.

Zur Person: Dr. Wolfram Dornik, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung in Graz. Betreiber von www.zeit-ge-schichte-n.net . Gründungsmitglied des "Forum: Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg". Forschungsschwerpunkte: Erster Weltkrieg (insbesondere internationale Beziehungen; militärischer Verlauf und Besatzung an der Ostfront); Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg (österreichische Kriegsgefangene in der Sowjetunion); Österreich 1945-55; Erinnerungskulturen im Internet.

 

13. Oktober: Andrea MAGLIO (Neapel) - in Kooperation mit dem IEFN
La guglia: Denkmäler des neapolitanischen Barock zwischen Kunst und Religion.
Moderation: Friedrich Polleroß

Abstract: Die "Guglia" (Obelisk) in Neapel ist ein typischer Ausdruck von Spiritualität und barocker Formensprache. Die drei wichtigsten "Guglie" werden am Ende des 17. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut und prägen fortan das Stadtbild. Sie werden im Rahmen von Prozessionen benutzt und dienen als Szenerie katholischer aber auch von heidnischen Kulten beeinflusster Religiosität. Erst als die Bourbonen Könige von Neapel werden, nimmt die letzte "Guglia", auf der Piazza del Gesù, auch eine politische Bedeutung an. Diese "Guglie", die heute als formal ähnliche Monumente betrachtet werden, stammen jedoch aus ganz unterschiedlichen kulturellen und politischen Kontexten.

Zur Person: Prof. Dr. Andrea Maglio ist ausgebildeter Architekt und hat an der Universität Federico II. in Neapel einen Lehrstuhl für Architekturgeschichte inne. Seine Forschungen befassen sich mit der italienischen und deutschen Architektur des 19. sowie 20. Jahrhunderts und speziell mit Neapel zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert. Bücher von ihm sind dem Schweizer Architekten Hannes Meyer, dem Wiederaufbau Berlins in der Nachkriegszeit und der „italienischen Reise" deutscher Architekten im 19. Jahrhundert gewidmet.

 

20. Oktober: Margareth LANZINGER (Wien)
Umkämpfte Verbindungen: Verwandtenehen und Dispenspraxis (1780-1890).

Moderation: Edith Saurer

Abstract: Ehen zwischen nahe Verwandten waren im untersuchten Zeitraum ebenso begehrt wie umkämpft. Ab den 1780er Jahren sorgten josephinische Regelungen für erheblichen Konfliktstoff. In den 1830er und 1840er Jahren fokussierte die päpstliche Dispenspolitik auf Verbindungen zwischen Schwager und Schwägerin und machte diese nahezu unmöglich. In der Folge richteten sich die Vorbehalte zunehmend gegen Ehen zwischen Cousins und Cousinen. Frauen und Männer gerieten mit ihren Heiratsplänen so mitten in die Konkurrenz zwischen Kirche und Staat, waren von geänderten römischen Direktiven oder von immer präsenteren (natur-)wissenschaftlichen Diskursen betroffen.

Zur Person: Inhaberin einer Elise Richter-Stelle (FWF) am Institut für Geschichte der Universität Wien mit dem Habilitationsprojekt „Verwandtenehen, katholische Dispenspolitik und Dispenspraxis (1780-1890)"; Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Frauen- und Geschlechtergeschichte, Historische Anthropologie und Mikrogeschichte, Geschichte der Verwandtschaft, der Ehe, des Erb- und Ehegüterrechts sowie der -praxis; im Herausgeberinnenteam von L'Homme. Z.F.G.

 

3. November: Ivo CERMAN (Budweis)
"Adel und die Dialektik der Aufklärung", mit Präsentation des Buches "Habsburgischer Adel und Aufklärung. Bildungsverhalten des Wiener Hofadels im 18. Jahrhundert".

Moderation: Karl Vocelka

Abstract: Das im Juli 2010 erschienene Werk "Habsburgischer Adel und Aufklärung" untersucht die Beziehung des Adels in der Habsburgermonarchie zur Aufklärung, und im Vortrag des Verfassers des Buches anlässlich der Präsentation wird diese Spurensuche noch weiter geführt. Neuerdings wird diese Frage vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über die Pluralisierung der europäischen Aufklärung(en) wieder gestellt, wobei die Aufklärung nach wie vor als eine Suche nach neuen Prinzipien der Moral aufgefasst wird. Der hohe Adel beteiligte sich am Abwehrkampf der katholischen Aufklärung gegen die Radikalen, was sich auch in der Moralerziehung der adeligen Jugend nach 1760 zeigte. Diese Dialektik der (nicht nur) katholischen Aufklärung und die Stellung des Adels in dieser intellektuellen Kultur werden im angekündigten Vortrag diskutiert.

Zur Person: Studium der Anglistik und Geschichte an der Karls-Universität zu Prag (1994-2000), Lehrer der englischen Sprache am Gymnasium Budejovicka (2000-2001); Doktorats-Studium an der Eberhard-Karls Universität zu Tübingen (2003-2006); Universitätsassistent an der Südböhmischen Universität Budweis (seit 2006). - Forschungsschwerpunkte: Europäische Aufklärung, Adelskultur, jüdische Kultur in der Frühen Neuzeit. - Veröffentlichungen: Monographien: Chotkove. Pribeh urednicke slechty [Die Choteks. Eine Geschichte des Amtsadels] (2008); Sammelbände: Adelige Ausbildung (2006); Adel und Wirtschaft (2009); in Druckvorbereitung: The Enlightenment in Central Europe (SVEC-Oxford, Theme Issue, July 2011); Aufsätze in tschechischer, englischer, französischer und deutscher Sprache zur Geschichte der Juden, zur Adelskultur und zur Aufklärungsphilosophie.

 

10. November: Andreas H. ZAJIC (Wien) - Gastprofessor am IfG im WS 2010/11
Einen "ewigen jartag, so bei sand Ruebrechts zeiten angefangen" - Spätmittelalterlicher Niederadel auf der Suche nach seinen frühmittelalterlichen Ursprüngen.

Moderation: Christian Lackner

Abstract: Untersuchungen zu Struktur und Erzähltechniken adeliger Genealogien des Spätmittelalters berücksichtigen meist die in der Regel bereits besser erschlossenen entsprechenden Quellen fürstlicher und hochadeliger Familien. Doch produzierten um 1500 bisweilen ambitionierte Aufsteiger aus dem Niederadel komplexe Familien-„Chroniken" oder „Stammen"-Bücher, die offenkundig der angestrebten Verbesserung des eigenen Status durch Konstruktion „uralter" Abstammung literarischen Vorschub leisten sollten. Im Vortrag steht die bislang wenig beachtete sogen. „Herzheimer-Chronik" (Stadtarchiv München, Zimelie 144) aus dem ersten Viertel des 16. Jh. im Mittelpunkt. Ihr Verfasser, der universitär gebildete und finanzkräftige Verweser des Ausseer Salzwesens, Hans Herzheimer, führt darin seine Familie mit fiktiven Spitzenahnen, doch unter Benützung realer Quellen des Erzstifts St. Peter in Salzburg, bis in das 7. Jh. zurück. Die bemerkenswerte historiographische Suche niederadeliger Familien nach ihren (früh-)mittelalterlichen Ursprüngen wird mit weiteren Beispielen bis um 1600 belegt.

Zur Person: Geb. 1975, Studium der Geschichte, der Klassischen Philologie (Latein), der Historischen Hilfswissenschaften und der Volkskunde in Wien. Dr. phil. 2001 („Zu ewiger gedächtnis aufgericht". Grabdenkmäler als Quelle für Memoria und Repräsentation von Adel und Bürgertum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Das Beispiel Niederösterreichs; 2004). Mitglied des IföG, Mitarbeiter des Instituts für Mittelalterforschung der ÖAW. 2003 Michael Mitterauer-Preis (Förderungspreis), 2009 Anerkennungspreis für Wissenschaft des Landes Niederösterreich. 2009 Habilitation für Österreichische Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Wien. - Forschungsschwerpunkte: Nachantike Epigraphik (Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Teil 3: Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearb. von Andreas Zajic, 2008), Historische Hilfswissenschaften (Paläographie und Diplomatik), monastische und adelige Erinnerungskulturen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, Wiener Humanisten zur Zeit Maximilians I.

 

17. November: Petr ČEHOVSKY (Olmütz) - in Kooperation mit dem IEFN
Steinskulpturen im mährisch-österreichischen Thayatal um 1480-1550.

Moderation: Thomas Winkelbauer

Abstract: Der Vortrag ist ein Ausschnitt aus der gleichnamigen Dissertation des Autors und wird sich auf die Erforschung der spätgotischen und frührenaissancezeitlichen Steinskulpturen im Thayatal (vor allem Bauplastik und Mikroarchitektur) konzentrieren. Das Hauptaugenmerk wird auf der Definition der Stilkreise der Steinskulpturen im Thayatal und den Einflüssen aus den nahen Kunstzentren (Wien, Krems, Brno u. a.) liegen. Spezielle Aufmerksamkeit möchte Autor den im Mischstil ausgeführten Steinskulpturen widmen, die nicht nur im Thayatal, sondern in vielen anderen Orten Mitteleuropas in der Frührenaissance entstanden.

Zur Person: Petr Čehovský nahm 2005 sein Doktoratsstudium am Institut für Kunstgeschichte der Philosophischen Fakultät der Palacký Universität in Olomouc in der Tschechischen Republik auf. Von März bis Juni 2007 verbrachte er im Rahmen der Forschung der Dissertation Steinskulpturen im mährisch-österreichischen Thayatal um 1480-1550 einen Stipendienaufenthalt an der Wiener Universität; von März bis Mai 2008 und von April bis August 2009 erfolgten zur Erforschung der Renaissancekunst in Norditalien in seinen Bezug auf Kunst der Renaissance in Mitteleuropa Stipendienaufenthalte in der Lombardei und in Brescia.

24. November: Andreas GOTTSMANN (Wien) - Gastprofessor am IfG im WS 2010/11
„... Ich bin sicher, auf solche Art die versöhnende Kraft der Kunst auch in den Dienst des inneren Friedens im Reiche zu stellen." -
Politische Aspekte der Kulturförderung in Lombardo-Venetien und Böhmen.
Moderation: Thomas Fröschl

Abstract: Der Instrumentalisierung der „Italianità" durch den italienischen Nationalstaat wurde bis 1866 von der Wiener Regierung die Förderung der kulturellen Eigenständigkeit der österreichischen Italiener entgegengesetzt. Nach dem Verlust Lombardo-Venetiens wurde allerdings eine offensive, aber politisch riskante „italienische" Kulturpolitik nicht mehr gewagt. Zu einer vergleichbaren regionalen Kunstförderung kam es erst wieder Ende des 19. Jahrhunderts in Böhmen, als große Summen in utraquistische Kulturinstitutionen investiert wurden. Die bis heute wichtigsten Kultureinrichtungen Prags verdanken dem ihre Entstehung und Förderung (darunter Nationalmuseum, Nationalgalerie, Rudolphinum, Konservatorium, Kunstakademie). Es wird darin das politische Bemühen deutlich, dem politischen Auseinanderdriften durch eine intensive Kulturförderung gegenzusteuern und Kunst als Mittel zur Stärkung des staatlichen Zusammenhalts einzusetzen.

Zur Person: Andreas Gottsmann ist Mitarbeiter der Kommission für die Geschichte der Habsburgermonarchie der ÖAW. Seine Forschungsschwerpunkte sind Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte sowie die Nationalitätenproblematik der Habsburgermonarchie, weiters österreichisch-italienische Beziehungen und das Verhältnis von Kirche und Staat in der Donaumonarchie und in der Ersten Republik. Gottsmann hat im WS 2010/11 eine Gastprofessur am Institut für Geschichte der Universität Wien inne.

 

1. Dezember: Judit MAJOROSSY (Budapest)
Medieval Urban Elite Research in East-Central European Context.
Obstacles and Possibilities. (Mittelalterliche städtische Elitenforschung im ostmitteleuropäischen Kontext. Hindernisse und Möglichkeiten).
Moderation: Martin Scheutz

Abstract: The main focus of an ongoing research project is the investigation of the late medieval and early modern urban society and elite of Pressburg (Bratislava) from several perspectives. It aims at outlining the social topography of the fifteenth- and early sixteenth-century town as well as the spatial presence of the economic and political elite in order to facilitate knowledge about the different social groups from which the leaders were recruited. It also intends to examine the realms of everyday life, the religious and secular usage of urban space (its continuity and change) and to reconstruct the late medieval system of plots and their owners. Combining all these issues, the primary goal is to provide an overall analysis on the usage of urban space by the contemporaries. As part of the main project, the fifteenth-century archontology and prosopography of the ruling elite is also a research issue. Within the framework of the presentation, one of the intentions is to highlight the problems, methods and results of the urban elite reconstruction in Pressburg also in the light of other similar elite research in the region.

Zur Person: Dr. Judit Majorossy ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit an der Eötvös Loránd Universität (ELTE) in Budapest. Lehramtsstudium der europäischen Geschichte und Anglistik an der Janus Pannonius Universität in Pécs; Zweites Masterstudium am Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters an der „Central European University (CEU)" in Budapest; 2005 „Marie Curie Fellowship for Doctoral Students in History" an der Slowakischen Akademie der Wissenschaften in Bratislava; 2006 Promotion an der CEU mit „Church in Town: Urban Religious Life in Late Medieval Pressburg in the Mirror of Last Wills"; 2007 „Magyary Zoltán Post-doc-Stipendiatin" an der ELTE; 2008 „Richard G. Plaschka-Preis" der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; 2008 Post-doc-Stipendiatin am „Institute for Advanced Studies in the Humanities" in Edinburgh; 2009-2010 Gastwissenschaftlerin am Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster; (seit 2009) Mitglied der Schriftleitung der Korall Zeitschrift für Sozialgeschichte. - Aktueller Forschungsschwerpunkt: „Städtischer Raum und soziale Netzwerke im Spätmittelalter" am Beispiel der Stadt Pressburg.

 

15. Dezember: Evelyne LUEF (Wien) - in Kooperation mit dem IEFN
Verzweifelt oder verwirrt? Suizid und Suizidversuch in Österreich und Schweden (ca. 1600-1800).

Moderation: Susanne Hehenberger

Abstract: Die neuere historische Suizidforschung hat seit den 1980er Jahren unser Verständnis von „Selbstmord" und den Umgang mit „SelbstmörderInnen" in der Vormoderne entscheidend erweitert. Die Vorstellung von einer generellen Verdammung aller SuizidentInnen ist seither einer wesentlich differenzierteren Auffassung gewichen, die nicht zuletzt regionale Unterschiede stärker berücksichtigt. Der Vortrag wird aus einer vergleichenden Perspektive den Umgang mit SuizidentInnen im frühneuzeitlichen Österreich und Schweden beleuchten. Es wird danach gefragt, wie die rechtlichen Normen in der Praxis umgesetzt wurden und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede im überregionalen Vergleich erkennbar werden.

Zur Person: MMag.a Evelyne Luef studierte Geschichte und Skandinavistik in Wien und Umeå. In ihren Diplomarbeiten setzte sie sich mit häuslicher Gewalt in historischen (Geschichte) und literarischen Kontexten (Skandinavistik) auseinander. Seit 2009 beschäftigt sie sich im Rahmen ihrer Dissertation mit Suizid und Suizidversuch in Österreich und Schweden (1600-1800). 2009 war sie Forschungsstipendiatin der Universität Wien, im SS 2010 Universitätslektorin am Institut für Geschichte der Universität Wien.

 

12. Jänner: Alexia BUMBARIS (Wien)
Die lesbare Stadt - zur Gender-Topographie europäischer Städte.
Moderation: Wolfgang Schmale

Abstract: Welche Rolle die kulturellen Vorstellungen von Geschlecht für die Form und Funktion von europäischen Städten und deren Teilräumen spielen, ist in den historischen Wissenschaften bislang kaum untersucht worden. Dabei strukturiert „Gender" urbanen Raum von jeher als bedeutender Faktor. Am Beispiel von Wien und Paris lässt sich dies vor allem für das 19. und 20. Jahrhundert demonstrieren. Mit Hilfe der Stadtsemiotik wird der städtische Raum lesbar wie ein Text und die Gender-Topografie europäischer Städte sichtbar.

Zur Person: Studium der Europäischen Kulturgeschichte in Augsburg; Diplomstudium Geschichte in Wien, Thema der Diplomarbeit: „Männlichkeit in der Arbeiterschaft Wiens um 1900"; Studienassistentin eLearning im SS 2008 und WS 2008/09; Thema des laufenden Dissertationsprojekts: „Zur historischen Geschlechtertopografie Europas: Wien, Prag, Paris", ebenso wie Diplomarbeit betreut von Wolfgang Schmale; seit April 2010 Doc-Stipendium der ÖAW.

 

19. Jänner: Cornel ZWIERLEIN (Bochum) - in Kooperation mit dem IEFN
Katastrophe zwischen Natur und Kultur: Stadt-Großbrände im 18./19. Jh. und die Produktion von Sicherheit.

Moderation: Wolfgang Schmale

Abstract: In der Risikosoziologie ist es üblich für unsere Gegenwart von einer Naturalisierung des Sozialen und einer Vergesellschaftung von Natur zu sprechen. Großrisiken wie Atomgefahr oder Klimawandel transzendierten die Dichotomie von Natur/Kultur. Aber auch in der Vormoderne bestanden solche Mischformen, deren bestes Beispiel wohl die Stadt-Großbrände waren. Ihre Alltäglichkeit ist heute zu wenig im Bewusstsein und steht hinter den bekanntesten Einzelbränden (London 1666) oft zurück. Es wird gezeigt, wie an der Schwelle zur Moderne in Europa und seinen Kolonien dieser Gefahr mit neuen Mitteln der Sicherheitsproduktion begegnet wurde.

Zur Person: Prof. Dr. Cornel Zwierlein, Spezialist für Frühneuzeitgeschichte, seit 2008 Juniorprofessur für Umweltgeschichte Bochum, Leiter DFG-Projekt „Risikozähmung in der Vormoderne"; 2010 Einreichung Habilitation; bis 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter und wissenschaftlicher Assistent LMU München; 2003 französisch-deutsche Promotion mit der Universität Tours zur Wahrnehmung der französischen Religionskriege in Italien und Deutschland. 2008/09 Teilprojektleiter im SFB 573.

 

26. Jänner: Michael ROHRSCHNEIDER (Salzburg)
Parteibildung und Klientelismus als Instrumente österreichischer und preußischer Reichspolitik: Studien zum Immerwährenden Reichstag um 1750.

Moderation: Arno Strohmeyer

Abstract: Das Geschehen auf dem Immerwährenden Reichstag in Regensburg vermag aufzuzeigen, inwiefern Österreich und Preußen um die Mitte des 18. Jahrhunderts darum bemüht waren, reichsständische Unterstützung für die eigene Außen- und Reichspolitik zu erlangen und diese zu legitimieren. Parteibildung und Klientelismus waren in diesem Kontext Instrumente, die von nicht zu unterschätzender Bedeutung waren. Ziel des Vorhabens ist es, einen konkreten Beitrag zur Erforschung der politischen Strukturen des Alten Reiches im Zeitalter des sich verschärfenden österreichisch-preußischen Dualismus zu leisten.

Zur Person: Priv.-Doz. Dr. Michael Rohrschneider studierte Geschichte, Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Politikwissenschaft in Bonn; Magister Artium 1993; Promotion 1997; Habilitation (Köln) 2005. Nach der Promotion war er als Editor bei den Acta Pacis Westphalicae tätig; derzeit ist er Mitarbeiter an der Universität Salzburg mit dem Projekt "Klientelpolitik und Patronageverhältnisse am Immerwährenden Reichstag: Österreich und Preußen (1740-1763)"

 

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