Geschichte am Mittwoch (GaM) im SS 2008

Ort: Universität Wien - Institut für Geschichte, HS 45
Zeit: Mittwoch, 18.00 c.t. - 20.00 Uhr

Wenn Sie per Mail eingeladen werden wollen, mailen Sie bitte an folgende Adresse: veranstaltungen.geschichte@univie.ac.at

Organisation und Planung: Thomas Fröschl
Für die IEFN-Vorträge: Susanne Pils

 

5. März: Michael WÖGERBAUER (Prag/Wien) – in Kooperation mit dem IEFN
„Vernakularisierung – ein alternatives Konzept zur Beschreibung habsburgischer Literaturgeschichte(n)?“
Moderation: Karl Vocelka

Abstract: Ein Fach „Neuere Habsburgische Literaturgeschichte“ wird an keiner Universität unterrichtet. Stattdessen wurde ab dem 19. Jahrhundert für Mitteleuropa eine Vielzahl isolationistischer nationalsprachlicher Literaturgeschichten geschrieben: In vielen Fällen als isoliertes „nationales (Wieder)Erwachen“ oder – im Falle der deutschsprachigen Literatur – als integriertes Großkonzept einer deutschen Nationalliteratur.
Vor allem am Beispiel Böhmen soll im Vortrag der Möglichkeit nachgegangen werden, in Umkehrung dieser teleologischen Narrative eine evolutionäre Ausdifferenzierung vernakularer Hochkulturen im 18. Jahrhundert zu konzipieren. Als Grundlage dient der theoretische und praktische Einstellung zum Vernakularen (Volkstümlichen, Einheimischen) als Medium und Stoff dessen, was als „Hochkultur“ gelten konnte.
Zur Person: Mag. Dr. Michael Wögerbauer studierte Germanistik und Philosophie in Salzburg und Wien, und war danach als Universitätslektor in Pilsen, Prag und Paris. Derzeit ist er an der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik tätig. Seine Dissertation zur „Ausdifferenzierung des Sozialsystems Literatur in Prag 1760–1820“ soll 2008 in Wiesbaden erscheinen.


2. April: Stefan ZAHLMANN (Konstanz) - Gastprofessor für „Theorie und Geschichte von Medienkulturen“ in diesem Semester.„Kultur statt Blut. Die Neuerfindung des Deutschtums in den USA am Vorabend des Ersten Weltkriegs“
Moderation: Thomas Fröschl

Abstract: “Die deutsche Einwanderung in die USA war mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts aus der Sicht der Deutsch-Amerikaner nahezu zum Erliegen gekommen. Angesichts einer weitgehenden Integration deutscher Migranten in die amerikanische Gesellschaft und wachsender Einwandererzahlen aus Süd- und Osteuropa fühlten sich viele Vertreter längst ansässiger deutscher Einwandererfamilien herausgefordert, das Deutschtum in den USA neu zu beleben. Der Vortrag lenkt die Aufmerksamkeit auf das deutsche Vereinswesen in den USA, das als Ort der Bewahrung und Stärkung deutscher Kultur galt. Hier sollte die deutsche Sprache als eigentliche Basis des Volkstums gefeiert und gepflegt werden. Österreicher, Schweizer, Niederländer, Rußlanddeutsche und andere deutschsprachige Bevölkerungsgruppen sollten aus Sicht vieler Vereine den “deutschen” Amerikanern zugeschlagen werden. Der Vortrag skizziert Aufstieg und Fall des deutschen Vereinswesens bis 1917.”
Zur Person: Privatdozent Dr. Stefan Zahlmann studierte Neuere Geschichte, Mittlere Geschichte, Pädagogik sowie Deutsche Literaturwissenschaft und BWL in Münster. Promotion zu deutsch-deutschen Konfliktkulturen, Habilitation zu Erinnerung an gesellschaftliche Teilung und Wiedervereinigung (USA nach 1865 im Vergleich mit Deutschland nach 1989). Sein aktuelles Forschungsprojekt zu “Krieg und Integration” wird ab Juli 2008 an der Universität Konstanz im Rahmen des Exzellenzclusters 16 „Kulturelle Grundlagen von Integration“ gefördert.

 


9. April: Peter RAUSCHER (Wien) - Gastprofessor für „Österreichische Geschichte“ in diesem Semester
"Feindbilder: Die zweite Wiener Türkenbelagerung als österreichischer Lieu de mémoire (1783-1983)"

Moderation: Martina Fuchs

Abstract: Jubiläen, besonders von Schlachten waren und sind Teil nationaler Identität. Ein bekanntes Beispiel ist der „Sedanstag“ im deutschen Kaiserreich, der dem Gedächtnis an die Schlacht vom 2. September 1870 gewidmet war. Nicht nur Siege, auch – häufig als tragisch und schicksalhaft interpretierte – Niederlagen wie die Schlacht von Mohács oder die Schlacht am Weißen Berg sind ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben und dienen nicht selten als Epochengrenzen nationaler Geschichtsschreibung. Für die Habsburgermonarchie, besonders aber für ihr österreichisches Kernland wurde die zweiten „Türkenbelagerung“ der Residenzstadt Wien von 1683 im 19. und 20. Jahrhundert zu einem wichtigen Ereignis des
kollektiven Geschichtsbildes und entsprechend medial in Szene gesetzt. Denkmäler wurden errichtet, Gedenktafeln angebracht, Festschriften publiziert und in den Museen wurden Objekte der Belagerungen wie Waffen, Kleidungsstücke oder Zelte ausgestellt. Zentrale Fragen des Vortrags sind, wann und von wem im 19. und 20. Jahrhundert auf die Belagerungen Wiens Bezug genommen wurde, welches Geschichtsbild mit welchen Mitteln vermittelt werden sollte und welche Bedeutung diese Inszenierung von Geschichte im aktuellen politischen Diskurs der Habsburgermonarchie hatte.
Zur Person: Peter Rauscher, geb. 1970 in Nürnberg, Studium der Geschichte und Deutschen Philologie an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Tübingen, Passau und Wien. Seit 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Universität Wien, am Institut für jüdische Geschichte Österreichs und am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte.
Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Habsburgermonarchie und des Heiligen Römischen Reichs, Finanz- und Verwaltungsgeschichte, Jüdische Geschichte in der Neuzeit und Wirtschaftsgeschichte. Jüngste Publikation: Räume und Wege. Jüdische Geschichte im Alten Reich 1300-1800 (= Colloquia Augustana, Bd. 25), Berlin 2007, hg. in Kooperation
mit Rolf Kießling, Stefan Rohrbacher und Barbara Staudinger.


16. April: Ulrike KRAMPL (Paris) – in Kooperation mit dem IEFN
„Zwischen Geheimnis und Öffentlichkeit. Magie im Paris des 18. Jahrhunderts“

Moderation: Susanne Hehenberger

Abstract: Magie und Zauberei werden in Frankreich 1682 per königlichem Edikt von Giftmischerei getrennt, 1791 fallen sie unter das neu geschaffene Delikt der Betrügerei. Dazwischen liegt die Zeit der „falschen Hexer und Hexen/faux sorciers“ der neu organisierten Pariser Polizei, die ihre magischen Dienste in der Stadt diskret feilbieten. In dieser epistemologischen Übergangszeit bezeichnen sie ein zunehmend marginales Phänomen, anhand dessen jedoch grundlegende, soziale und politische Grenzziehungen in der städtischen Alltagspraxis mit ausformuliert werden. In diesem Sinne werden die „Geheimnisse“ der Magie zu einem produktiven Störfaktor des Wandels der absolutistischen Öffentlichkeit im Zuge des 18. Jahrhunderts.
Zur Person: Mag. Dr. Ulrike Krampl studierte Geschichte und Romanistik in Wien und Paris 8; Dissertation (EHESS, Paris, 2004) mit dem Titel „‘Sous prétexte de magie’. Les faux sorciers de la police de Paris au XVIIIe siècle entre croyances et escroquerie“; seit 2005 Maître de conférences für Geschichte der frühen Neuzeit an der Universität François-Rabelais Tours ; historisch-anthropologische und geschlechtergeschichtliche Forschungen zu Glauben, Magie, Alltagspraktiken und städtischem Raum des französischen 17. und 18. Jahrhunderts.


23. April: Martin HAIDINGER (Wien) – Vorstellung seines Buches „Von der Guillotine zur Giftspritze. Fakten, Fälle, Fehlurteile. Die Geschichte der Todesstrafe“ (Ecowin -Verlag, Salzburg 2007)
Moderation: Thomas Fröschl

Abstract: Was sich jahrhundertslang vor staunendem, geiferndem oder erschüttertem Publikum abspielte, geschieht heute meist hinter hohen Gefängnismauern und mit Giftspritze: eine Hinrichtung. Macht es das besser? So oder so entscheidet der Staat über das Leben von Menschen. Nicht erst seit Saddam Husseins Tod durch den Strang ist die Diskussion über die Rechtmäßigkeit der Todesstrafe wieder losgebrochen. Die Todesstrafe ist das letzte staatliche Argument im Ringen um Sühne für Kapitalverbrechen, und zugleich das am öftesten missbrauchte Instrument politischer Willkür. In den USA brach 2007 eine neue Debatte um die Todesstrafe los - allerdings nicht über ihre Abschaffung in allen Bundesstaaten , sondern um die "beste" Hinrichtungsmethode. Überraschende Einschätzungen zur Zukunft der Hinrichtungspraxis in muslimischen Ländern liefert das Buch von Martin Haidinger ebenso, wie eine detaillierte Analyse zur Genese der Schreckensherrschaft der Französischen Revolution. Gezeigt wird auch der Funktionswandel der Hinrichtung, über die Jahrhunderte : Das öffentliche Theater, das düstere Fest der Strafe wird vom Schauspiel , das am Ende eines Verbrechens steht, zum Akt des Verfahrens oder der Verwaltung. Das moderne Leben, durchzogen von Vorschriften und Bürokratie aller Art, bricht sich Bahn. Ein Buch über die älteste Bestrafung der Welt, die trotzdem gegenwärtig ist.
Zur Person: Mag. Martin Haidinger, geboren 1969 in Wien, Historiker, Wissenschaftsjournalist im ORF (Radio Österreich1), Politikjournalist für Radiosender, Zeitungen und Magazine in Österreich und Deutschland. Lehrbeauftragter an der Karl-Franzens-Universität Graz (Medienkundlicher Lehrgang) und an der Katholischen Medienakademie in Wien. Zahlreiche Buchveröffentlichungen (Sachbücher und Romane).


30. April: Präsentation von Heft 1/2008 der „Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit (WZGN)“
„Totale Institutionen – ein nutzbares Konzept für Historiker?“

Moderation und Einführung: Martin Scheutz

Abstract: Der amerikanische Soziologe Erving Goffman (1922–1982) legte Ende der 1950er/Beginn der 1960er Jahre mit seinem Beitrag über „Asyle“ und der Popularisierung des Begriffs der „Totalen Institutionen“ einen Klassiker der Soziologie vor. Unter dem Begriff „Totale Institutionen“ versteht man unterschiedliche Formen abgeschlossener Gesellschaften wie beispielsweise Gefängnisse, Gefangenenlager, Hochseeschiffe, Klöster oder Krankenhäuser. Die Anwendbarkeit von Goffmans Konzept auf historische Fragestellungen soll in der heutigen Veranstaltung kritisch überprüft werden. – Inhalt des Heftes: Maria Heidegger, Die Landes-Nervenheilanstalt Hall in Tirol (1834 bis 1955) als totale Institution; Florian Benjamin Part, Das Versorgungshaus Mauerbach im 19. Jahrhundert; Hannes Leidinger/Verena Moritz, Aspekte des „totalen Lagers“ - Kriegsgefangenschaft in der Donaumonarchie 1914–1915.
Zu den Personen: Maria Heidegger, Dr., Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Ethnologie der Universität Innsbruck seit Dezember 2005; Forschungsschwerpunkte: Frauen- und Geschlechtergeschichte, Medizin- und Psychiatriegeschichte, Kriminalitäts- und Konfliktgeschichte (Frühe Neuzeit und 19. Jahrhundert). Hannes Leidinger, Dr., zahlreiche Forschungsprojekte zur österreichischen und osteuropäischen sowie zur Kultur- und Regionalgeschichte; Forschungsassistent am Institut für Geschichte der Universität Wien im Rahmen eines Projektes zum Thema „Suizid“. Verena Moritz, Dr., zahlreiche Forschungsprojekte zur österreichischen und russischen Geschichte, ab Juni 2008 Projektleiterin im Österreichischen Staatsarchiv zum Thema „Österreichisch-sowjetische Beziehungen 1918-1938“; Benjamin Part, Dr., Gymnasiallehrer in Wien, Dissertation über das Versorgungshaus Mauerbach im 19. Jahrhundert.


7. Mai: Katja WÜSTENBECKER (Wien/Jena)
"Zwischen allen Stühlen": Deutsch-Amerikaner im Ersten Weltkrieg"

Moderation: Birgitta Bader-Zaar

Abstract: Im Ersten Weltkrieg sah man in den Vereinigten Staaten von Amerika von staatlicher und gesellschaftlicher Seite die größte Gefahr für die Sicherheit des Landes in der hohen Anzahl der Deutschstämmigen. Sie stellten etwa 9 Prozent der Gesamtbevölkerung, doch in manchen Regionen machten sie nahezu die Hälfte der Bewohner aus. Viele Amerikaner fanden es äußerst beunruhigend, von so vielen potentiellen Feinden umgeben zu sein. Der Vortrag erläutert (auch mit Hilfe von Abbildungen), wie sich während der langen amerikanischen Neutralitätsphase die Spannungen zwischen Deutsch-Amerikanern und ihrer Umwelt aufbauten, die sich schließlich nach dem Kriegseintritt der USA in einem heftig aufflammenden Hass auf alles Deutsche entluden.
Zur Person: Studium der Geschichte und Anglistik in Heidelberg, Ohio/USA und Marburg; wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere Geschichte in Marburg; Promotion 2004 mit einer Arbeit über Deutsch-Amerikaner im Ersten Weltkrieg, die 2005 den Promotionspreis der Universität Marburg erhielt; 2005-08 Dozentin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena; seit 2007 Dozentin an der Universität Wien und an der Webster University, Vienna.


14. Mai: Christopher F. LAFERL (Salzburg) – in Kooperation mit dem IEFN
„Relevanz und Zukunft eines Jahrhundertunternehmens. Zur Arbeit an der Edition der Familienkorrespondenz Ferdinands I.“

Moderation: Karl Vocelka

Abstract: Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wird an der Edition der Familienkorrespondenz Ferdinands I. gearbeitet, und trotz dieses langen Zeitraums sind bisher erst vier Bände erschienen, die den Zeitraum von Ferdinands Geburt bis 1534 abdecken. Derzeit wird die Arbeit an der Edition im Rahmen eines vom FWF geförderten Forschungsprojektes an der Universität Salzburg fortgeführt. Dafür wurde ein Großteil der Bestände bis 1564 erfasst; die Herausgabe der Jahrgänge 1535 und 1536 ist in Vorbereitung. Im Rahmen des Vortrags soll nach der Zukunft des Editionsunternehmens und seiner Relevanz für die Forschung gefragt werden.
Zur Person: Univ.-Prof. Mag. Dr. Christopher Laferl studierte Romanistik und Geschichte an der Universität Wien (Diplom 1989, Doktorat 1996); 1989–1992 Ausbildungskurs am Institut für Österreichische Geschichtsforschung; 2002 Habil. f. Roman. Literaturwissenschaft; 2004 Professur für Iberoromanistik an der Universität Salzburg. - Publikationen: Anspruch auf das Wort. Geschlecht, Wissen und Schreiben im 17. Jahrhundert (mit B. Wagner); Die Kultur der Spanier in Österreich unter Ferdinand I. 1522-1564; Die Korrespondenz Ferdinands I. Familienkorrespondenz. Bd. 4: 1533 und 1534 (mit Christina Lutter).


21. Mai: Martina KALLER-DIETRICH
„Ivan Illich. Irrer oder Idealist?“

Moderation: Thomas Fröschl

Abstract: Wieso sollten wir uns mit Ivan Illichs radikalem Schaffen noch beschäftigen? Jeder Mensch hat doch heute das Recht, geradezu die Pflicht, in der globalisierten Welt als geschulter, motorisierter, gesundheitsversorgter, informierter Weltenbürger des globalen Dorfes zu leben. Illich hätte das für das Ende gehalten. – Aber warum? Seine Biographie zeigt Spuren für sein öffentliches Zweifeln und seine stete Verweigerung. Geboren 1926 in Wien, musste er während der Naziherrschaft fliehen. Als junger Mann hielt er sich vorübergehend in Rom und in Salzburg auf. Schließlich landete er als priest educator in New York. Danach folgten zwei Jahrzehnte in Puerto Rico und Mexiko, wo er von 1961 bis 1976 das berühmte CIDOC, das Center for Intercultural Documentation leitete. Die 1960er Jahre bescherten auch Lateinamerika den gesellschaftlichen Aufbruch, sogar in der Katholischen Kirche, von der sich Illich aber abwandte. In den 1970ern polemisierte er gegen Schulen, Spitäler, das Automobil, die Entwicklungshilfe und wurde damit weltberühmt. Als er 2002 in Bremen starb, kannten ihn nur mehr Wenige. Deshalb die dringende Frage: Kann die Beschäftigung mit Illichs Werk auch heute noch jenen „schöpferischen Schock“ auslösen, von dem die Zeitgenossen schwärmten?
Zur Person: Martina Kaller-Dietrich ist ao. Professorin am Institut für Geschichte der Universität Wien. Sie forscht und lehrt zu Global- und Lateinamerikageschichte, zur Geschichte von Ernährung und zu wissenschaftstheoretischen Konsequenzen einer interdisziplinären Lateinamerikanistik. Sie ist Leiterin des Universitätslehrgangs für Höhere Lateinamerika-Studien (Master of Latin-American Studies) an der Universität Wien und Mitbegründerin des Globalgeschichteschwerpunkts der Studienrichtung Geschichte. Ihr neuestes Buch ist eine Biographie: Ivan Illich (1926-2002). Sein Leben, sein Denken. Wien, Bibliothek der Provinz 2008.


28. Mai: Fatima HARRAK (Rabat) - Gastprofessorin für „Neuere Geschichte mit dem Schwerpunkt islamische Kultur“
in diesem Semester
"The History and Significance of the new Moroccan Family Code"

Moderation: Marlene Kurz

Abstract: Family Law serves as a powerful symbol in Muslim modern societies, for its codification - which is a social construction - raises fundamental questions about participation in political life and representation of Islam in the public sphere. This communication will examine the various attempts at reforming the Moroccan Code of Personal Status (mudawwanat al ahwal al shakhsiyya) between 1957, the date of its elaboration, and 2004, when the new Family Code was voted by Parliament.Zur Person: Ph.D. in History from SOAS, University of London. Research Professor of History and former Director of the Institute of African Studies, University Mohammed V, Rabat. Themes of interest: Islamic Reform Movements, Women and Islam, History of Islamic Religious Institutions. Regional focus: North and West Africa. Period of interest: late modern era.

4. Juni: Petr MATA (Wien)
„Das Landhaus frequentieren. Landstände und Landtage in den österreichischen und böhmischen Ländern
im 17. und 18. Jahrhundert“

Moderation: Wolfgang Schmale

Abstract: Im allgemeinen gelten die Stände in den böhmischen und österreichischen Ländern der Habsburgermonarchie nach der Unterdrückung der protestantischen Oppositionsbewegung in den 1620er Jahren als gelähmt und zum Verfall verurteilt. Im gleichen Atemzug wird eine nivellierende Auswirkung der Gegenreformation und der – seit zwei Jahrzehnten intensiv erforschten – habsburgischen Hofkultur auf die ständischen Organisationsformen vorausgesetzt. Dabei wird gerne übersehen, dass der absolute Großteil des Adels nicht im höfischen Zentrum sondern in den Ländern lebte, in den landständischen oder landständisch geprägten Verwaltungsstrukturen Betätigung und Versorgung fand und daraus Prestige wie auch zahlreiche soziale und materielle Vorteile schöpfte. Selbst wenn die dualistische Betrachtungsweise, welche die Stände über den Widerstand gegenüber dem Landesherrn definiert und kooperative Aspekte ausblendet, seit einigen Jahren kritisch hinterfragt wird, wurde doch die Frage nach der Bedeutung der landständischen Organisationsformen im 17. und 18. Jahrhundert für den böhmischen und österreichischen Adel bisher selten gestellt. Im Vortrag wird die scheinbar banale Frage nach der Teilnahme an ständischen Zusammenkünften vergleichend erörtert und der Nachweis wird geführt, dass sich in den einzelnen Territorien der Habsburgermonarchie nach der Gegenreformation erheblich unterschiedliche Modi der ständischen Partizipation behaupteten. Einige Erklärungsansätze, warum in Innerösterreich nicht selten mehr als Hundert, in den böhmischen Ländern dagegen höchstens wenige Dutzend Mitglieder der Stände bei Landtagen erschienen, werden zur Diskussion gestellt.
Zur Person: Studium der Geschichte an der Karls-Universität in Prag, Magister 1997, Promotion 2005, 2002-2005 Koordinator des tschechisch-deutschen Graduiertenkollegs Lebenswelten und Kommunikationsstrukturen in der mitteleuropäischen Gesellschaft vom 16. bis 19. Jahrhundert (Prag-Saarbrücken), seit 2006 Lise-Meitner-Stipendiat am Institut für Geschichte.


11. Juni: Gernot HEISS (Wien)
„Von den letzten Kuenringern und den ersten Fakultätssitzungen. Einige Bemerkungen zu 35 Jahren an der Universität Wien“

Moderation: Karl Vocelka

Abstract: In meinem Vortrag will ich – vor meiner nahen Pensionierung und in der Tradition des Instituts – eine Art Resümee meiner Tätigkeit am Institut geben. Es wird also persönlich und Arbeitsplatz-bezogen. In diesem „Schlussbericht“ – nicht des Lebens sondern eines langen Projekts – will ich nicht nur über meine Tätigkeit und meine Erfahrungen in Forschung und Lehre reden: ein deutlicher Akzent liegt auf meinen Erinnerungen an die Hochschulpolitik seit den 1970er Jahren. Während der eine Bereich von der Vielfalt meiner Forschungsschwerpunkte und Forschungsinteressen bestimmt war – einer Vielfalt, die mich heute noch nach der Fertigstellung eines Artikels über einen französischen Film von 1922 über Louis Pasteur zu einem Beitrag über die Misserfolge der Jesuiten an der Wiener Universität um die Mitte des 16. Jahrhunderts und schließlich zu einem Aufsatzes über die Wiener Historiker in der NS-Zeit springen lässt –, war meine Arbeit in der Hochschulorganisation mehrere Jahre hindurch wohl eher fremdbestimmt bzw. –getrieben: durch die Reorganisationen der Universität und den Reformwillen der Politik. Ruhig war es in keinem der beiden Gebiete.
Zur Person:
geb. 1942 in Zell am See, ao. Universitätsprofessor für Österreichische Geschichte am Institut für Geschichte der Universität Wien. Publikationen zur politischen,  sowie zur Bildungs- und Mentalitätsgeschichte in der frühen Neuzeit, zur Universitätsgeschichte, zur Geschichte der Historiographie im 20. Jahrhundert und zu Film als Quelle für HistorikerInnen.

 


18. Juni: Michael BOHR (Graz) – in Kooperation mit dem IEFN
„Barockes Mobiliar in österreichischen Klöstern – die Kirchenmöbel im Stift Göttweig“

Moderation: Friedrich Polleroß

Abstract: Noch immer sind der Erforschung des österreichischen Barockmobiliars sehr enge Grenzen gesetzt, denn es fehlt ein Katalog mit Vergleichsstücken, deren Provenienz und Entstehungszeit zweifelsfrei geklärt ist. Wie auch jetzt wieder überraschende Forschungsergebnisse in den Beiträgen der jüngsten „Barockberichte“ belegen, ist eine überzeugende Einordnung barocker Möbel – sakraler wie profaner - nur mit Hilfe schriftlicher, sich auf identifizierbare Stücke beziehender Quellen möglich. Solche Möbel sind vor allem in Sakralbauten, dort sogar häufig in situ erhalten.
Auf dem heutigen Staatsgebiet Österreichs befinden sich noch über 90, mit bedeutendem barockem Mobiliar ausgestattete Klosterkirchen, 23 davon gehören zu Klosteranlagen der Benediktiner und Zisterzienser. Diese Kirchen habe ich als Ausgangspunkt der Studie gewählt, um meiner Arbeit einen überschaubaren Rahmen zu geben. Im Vortrag wird die Einrichtung der Kirche des Benediktinerstiftes Göttweig vorgestellt, die mit Unterstützung von Gregor Lechner OSB aus Göttweig und Franz Wagner aus Salzburg seit einiger Zeit im Mittelpunkt meines wissenschaftlichen Interesses steht.
Zur Person: Dr. Michael Bohr studierte 1981 bis 1992 Kunstgeschichte, Geschichte und Philologie in Mainz und Florenz. Dissertation über Florentiner Kabinettschränke. 1993–2007 Stipendien des Kunsthistorischen Instituts in Florenz. Studien zum Mäzenatentum Großherzog Cosimos III. (1642–1723), Papst Alexanders VII. Chigi (1599–1667) und seines Neffen Flavio (1631–1693). Danach verschiedene Tätigkeiten u. a. für die Kunstsammlungen des Regierenden Fürsten von Liechtenstein, das Castello del Buonconsiglio in Trient und das Landesmuseum Joanneum in Graz. 2008 Beginn einer Studie zur Ausstattung österreichischer Klöster. Das am i.e.f.n. angesiedelte Projekt wird vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanziert.

 

25. Juni: Michael M. GUNTER (Tennessee Tech University, Cookeville, USA) - Visiting Professor of Political Science, International University, Vienna - in cooperation with the Public Affairs Section, U.S. Embassy, Vienna
„U.S. Presidential Elections: A Critique of the Electoral College“

Introductory Remarks: Katherine Perez, Cultural Attaché, U.S. Embassy, Vienna

Moderation: Thomas Fröschl

Abstract: This lecture will briefly explain the winner-take-all character of the Electoral College system for electing U.S. Presidents. This leads to the following criticisms: 1.) A candidate may win the popular vote of the people, but lose the electoral vote and thus lose the election as happened in 2000, 1888, 1876, and 1824; indeed in about half of the presidential elections a slight change in the popular vote might have resulted in such an outcome. 2.) A candidate may win more popular votes and more electoral votes than his opponents, but still lose the election as happened to Andrew Jackson in 1824 when he lost to John Quincy Adams. 3.) Therefore, the Electoral College can encourage a third-party candidate to enter the elections in order to block the two major candidates and throw the election in the U.S. House of Representatives where a minority candidate might win as occurred in 1824 and which was the strategy of George Wallace (the racist candidate) in 1968. 4.) Thus the Electoral College could result in the failure to elect a President and potentially destabilize international politics to the extent that even preemptive war might result. 5.) The Electoral College might result in the election of a President from one party, but the Vice President from the other. 6.) A candidate might not only win the popular vote but also the majority of the electoral vote but still lose. Why does the U.S. not change such an archaic situation? And, finally, what are the positions of the current candidates for president?
Biographical Information: Dr. Michael M. Gunter is Professor of Political Science at Tennessee Tech University since 1981; he received his M.A. in 1964 at ColumbiaUniversity and his Ph.D. in 1972 at Kent State University. Fulbright Abroad Awards include Turkey in 1978/79, Israel in 1988, and China in 2000. Prof. Gunter’s teaching includes International Politics, International Organization, and International Law, American Foreign Policy, European Politics, Political Ideas, International Human Rights, Terrorism, and Middle Eastern Politics and History; he has published books and articles on the Kurds, on Armenia and Turkey. - http://www.tntech.edu/SOCIOLOGY/faculty/gunter.html

 

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