Lectures at GAM, 30th November 2022, 18.30–20.00, HS 30

In Kooperation mit „fernetzt. Junges Forschungsnetzwerk Frauen- und Geschlechtergeschichte“

Veronika Helfert (Wien): Gewerkschafterinnen und Teilzeitarbeit. Vom Ringen um ein Beschäftigungsmodell in Österreich und international, 1960–2000

 

Hybrid – vor Ort und online unter:

https://univienna.zoom.us/j/69556544294?pwd=b0VCekxrK3VEejNOekNVdkw5R3hqZz09

In Kooperation mit „fernetzt. Junges Forschungsnetzwerk Frauen- und Geschlechtergeschichte“

 

Veronika Helfert (Wien): Gewerkschafterinnen und Teilzeitarbeit. Vom Ringen um ein Beschäftigungsmodell in Österreich und international, 1960–2000

 

Moderation: Li Gerhalter

Abstract:

Im Jahr 2017 arbeitete jede zweite erwerbstätige Frau in Österreich in Teilzeit, während bei den Männern nur jeder Zehnte keinen Vollzeitvertrag hatte. In den letzten sechs Jahrzehnten hat sich Teilzeitarbeit von einem Sonderfall der Beschäftigung zu einer geschlechtsspezifischen Norm entwickelt. Wenn auch vor allem von sozialdemokratischen Gewerkschafterinnen zunächst abgelehnt, ist Teilzeitarbeit seit den 1950er Jahren ein Element der Diskussion um Vereinbarkeit von Erwerbs- und Betreuungsarbeit. So war sie etwa bereits Teil der Diskussionen im Vorfeld der Empfehlung der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) „Employment (Women with Family Responsibilities) Recommendation, 1965“ (R123).

Der Vortrag analysiert auf internationaler wie nationaler Ebene einen Trend der Frauenarbeit in den wohlhabenden westlichen Industriestaaten und stellt dar, wie Akteurinnen in der IAO und den internationalen Gewerkschaftsorganisationen das Thema behandelten. Es wird unter anderem danach gefragt, welche Lösungen für soziale und arbeitsrechtliche Probleme vorgeschlagen, wie diese in Österreich in Politik umgesetzt wurden und wie österreichische Akteurinnen versuchten internationale Entscheidungsfindungen zu beeinflussen. Auf nationaler Ebene sollen die unterschiedlichen Positionen nachgezeichnet werden: FCG-Gewerkschafterinnen zum Beispiel sahen im Gegensatz zu Sozialdemokratinnen, die finanzielle Abhängigkeit und Altersarmut fürchteten, in der Teilzeitarbeit die geeignetste Lösung für den Konflikt zwischen Familie und Beruf. Mit dem Vortrag soll nicht zuletzt ein Beitrag zur aktuellen Forschung zu den Verschiebungen in den Reproduktionsarrangements und Geschlechterverhältnissen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geleistet werden.

 

Zur Vortragenden:

Veronika Helfert ist Postdoctoral Fellow an der Central European University Budapest/Wien im Projekt ZARAH: Women’s labour activism in Eastern Europe and transnationally, from the age of empires to the late 20th century (https://zarah-ceu.org/). Sie promovierte 2018 an der Universität Wien und publizierte die Dissertation „Frauen, Wacht auf!“ Eine Frauen- und Geschlechtergeschichte von Revolution und Rätebewegung in Österreich, 1916/17–1924 2021 in den L’Homme-Schriften.

 

Rückfragen: martina.fuchs@univie.ac.at