Lectures at GAM, 22nd March 2023, 18.30–20.00, HS 30

Florian Ostrowski (Wien): Archäologie als kultureller Export und diplomatisches Mittel im östlichen Europa zwischen sowjetischem Internationalismus und nationalem Kommunismus

Hybrid – vor Ort und online unter:

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Florian Ostrowski (Wien): Archäologie als kultureller Export und diplomatisches Mittel im östlichen Europa zwischen sowjetischem Internationalismus und nationalem Kommunismus

 

Moderation: Raphael Besenbäck

 

Archäologie ist politisch oder hat zumindest das Potenzial, politisch zu sein. Sowohl archäologische Stätten als auch die dazugehörigen Objekte und Interpretationen können dazu verwendet werden, um eine kulturelle und religiöse Hegemonie herzustellen, nationalistische Gebietsansprüche zu untermauern oder ein kollektives Gedächtnis zu schaffen. Nach dem Tod von Stalin (1953) kam in Osteuropa ein nationaler Kommunismus auf, welcher eine bedeutende nationale Vergangenheit mit einer glorreichen kommunistischen Zukunft verband. Dieser Rückgriff auf nationale Kultur wurde auch durch archäologische Forschungen vorangetrieben, bestärkt und ermöglicht. So rückten in Rumänien die Daker, in Bulgarien die Thraker, in Jugoslawien die Illyrer und in der Sowjetunion selbst die Slawen und Skythen verstärkt in den Vordergrund. Das neue (archäologisch bedingte) Selbstverständnis im nationalen Kommunismus wurde sowohl nach innen, als auch nach außen propagiert, darunter mit archäologischen Ausstellungen. Demnach wurden archäologische Kulturen und Objekte in den Ländern Osteuropas dafür benutzt, um internationale Aufmerksamkeit und Beachtung zu gewinnen, sich selbst zu präsentieren, aber auch, um sich gegen Moskau zu positionieren. Im Vortrag möchte ich auf die politische Rolle der Archäologie im östlichen Europa in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts eingehen und aufzeigen, wie archäologische Ausstellungen als diplomatisches Mittel und für den Export von nationaler Kultur genutzt wurden.

 

Zum Vortragenden:

 

Florian Ostrowski hat Geschichte sowie Urgeschichte und Historische Archäologie an den Universitäten Wien, Warschau/Warszawa, Veliko Tarnovo und Tübingen studiert. Er interessiert sich für Materielle Kultur, Geschichte der Archäologie sowie Heavy Metal-Musik. Momentan ist er Universitätsassistent am Institut für Geschichte der Universität Wien und schreibt seine Doktorarbeit über „Archäologie als Medienkultur“.

 

Rückfragen: martina.fuchs@univie.ac.at