Moderation: Thomas Angerer
Abstract: Die Rechte von nicht repatriierten Kriegsgefallenen sind im humanitären Völkerrecht kodifiziert. Im Zentrum steht das Menschenrecht auf Würde. Gleichwohl stehen solche Rechte in einem Spannungsverhältnis zum Prinzip der staatlichen Souveränität. Mittels eines mikrohistorischen Zugangs sucht sich der Vortrag dieser Spannung anhand eines ebenso besonderen wie paradigmatischen Falls zu nähern: dem Militärfriedhof des britischen Commonwealth auf dem Jerusalemer Skopus-Berg. Die Gräber gefallener Empire-Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg liegen in einer Enklave, die im Gefolge des 1948 geführten Palästinakrieges zwischen Israel und Jordanien strittig blieb und zunächst von der UNO reguliert wurde. In nächster Nähe befinden sich die ersten Gebäude der Hebräischen Universität – und das arabische Dorf Issawiya. Israelische Souveränität, arabische Präsenz und internationale Regelungen geraten in Widerstreit.
Zur Person: Yfaat Weiss ist Professorin an der Hebräischen Universität Jerusalem und Direktorin des Rosenzweig Minerva Research Center for German-Jewish Literature and Cultural History. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich sowohl mit deutsch-jüdischer Geschichte und Kultur als auch mit Minderheiten – Juden in Mittel- und Osteuropa sowie Palästinensern in Israel. Erinnerungskultur und Minderheitenrechte bilden Schwerpunkte ihrer Arbeiten.