Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit in Kooperation mit Geschichte am Mittwoch
Elfriede Iby (Wien) – Anna Mader-Kratky (Wien): „Schnirkeln von schlechtem Geschmack“: Das Rokoko in der Einschätzung klassizistischer Architekten am Beispiel von Schloss Schönbrunn
Moderation: Andrea Sommer-Mathis
Abstract:
Nach dem Tod Maria Theresias (1780) blieb Schloss Schönbrunn weitgehend unbewohnt, bis es Kaiser Franz II./I. zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder als Sommerresidenz wählte und Umbauarbeiten im Inneren wie am Außenbau initiierte. Der von einem Teileinsturz bedrohte Dachstuhl machte eine umfangreiche Renovierung der Bausubstanz notwendig. Diese nahm Hofarchitekt Johann Aman zum Anlass, eine Fassadenneugestaltung im klassizistischen Zeitgeschmack vorzuschlagen, der unter anderem der Rokokodekor zum Opfer fiel. Auch einige Innenräume wurden nach den napoleonischen Besetzungen (1805 und 1809) im Stil der Zeit neu ausgestattet, um dem gängigen Wohnkomfort zu entsprechen. Während von diesen Neueinrichtungen wenig erhalten geblieben ist, präsentiert sich das Schloss in seiner Außenerscheinung bis heute mit den von Aman modifizierten Fassaden.
Der Vortrag zeichnet den Wandel der spätbarocken Sommerresidenz Maria Theresias zu einem moderat klassizistischen Bau nach, der stets unter der Prämisse größter Sparsamkeit zu erfolgen hatte. Welche Rückschlüsse lassen diese Umgestaltungen auf die damalige Bedeutung Schönbrunns im alljährlichen Residenzwechsel des Wiener Hofes zu, und in welchem Verhältnis stehen sie zu zeitgleichen Bauinitiativen in der Hofburg und in Laxenburg?
Zu den Vortragenden:
Dr.in Elfriede Iby, Studium der Kunstgeschichte und Völkerkunde in Wien, seit 1994 für Schönbrunn tätig und seit 1997 Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. Laufende Forschungsarbeiten zur Bau- und Ausstattungsgeschichte Schönbrunns und zu den Kaiserappartements der Wiener Hofburg sowie Publikationen zum Thema.
Dr.in Anna Mader-Kratky, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und klassischen Archäologie an der Universität Wien; 2017 Promotion mit einer Arbeit zum Wiener Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg (1733–1816). Seit 2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Forschungsprojekte zur Wiener Hofburg, zu Schloss Schönbrunn, zu barocker Architektur in Wien und zum Wien[n]erischen Diarium). Forschungsschwerpunkte: Architekturgeschichte des 17. bis 19. Jahrhunderts, Residenzforschung, Zeremoniell und Hofkultur, österreichische Barockmalerei.