Vortrag bei GAM, 10. Jänner 2024, 18.30 - 20.00 Uhr, HS 30

Klara Hübner (Brno): Vom ‚pater patriae‘ zum ‚regni fex‘. Propaganda gegen Könige in der spätmittelalterlichen politischen Praxis – ein Werkstattbericht

Klara Hübner (Brno): Vom ‚pater patriae‘ zum ‚regni fex‘. Propaganda gegen Könige in der spätmittelalterlichen politischen Praxis – ein Werkstattbericht

 

Moderation: Alexandra Kaar

 

PRÄSENZVERANSTALTUNG

 

Abstract:

PR und Propaganda verbindet man vor allem mit der Phänomenologie moderner politischer Öffentlichkeitsarbeit. Dabei wurden die legitimierenden und stabilisierenden Aspekte von Imagebildung und -Pflege auch von spätmittelalterlichen Herrschaftsträgern geschätzt. Doch schon mittelalterliche Könige wussten um ihre Kehrseite; insbesondere das ordnungsgefährdende Potenzial der Verbreitung von Gerüchten, Liedern, Pamphleten oder Bildern. Diese konnten, jenseits gängiger Satire, zu einem Instrument der politischen Persuasion werden, die mächtige Gegner oder Interessensgruppen bewusst gegen Herrscher oder Herrscherinnen einsetzten – und das mit Folgen, die sich kaum kontrollieren ließen. Heutige Historiker stellt vormoderne Propaganda gegen Herrscher daher vor ein Bündel von Herausforderungen: Nebst ihrer Einpassung in moderne Konzepte, steht insbesondere der Charakter ihrer Überlieferungsspuren zur Debatte: Welche Kontexte begünstigten sie? Wie hing sie mit der Motivation ihrer Initiatoren zusammen und welche mächtigen Interessensgruppen hatten eine Vorliebe für den ‚medialen Kampf‘? Wer war das Zielpublikum von Propaganda in einer massenmedienlosen Gesellschaft und mit welchen – visuellen, oralen und schriftlichen – Mitteln und Strategien schaffte man es trotzdem, die ‚Massen‘ von der ‚Schlechtigkeit‘ eines Herren/einer Herrin zu überzeugen? Nicht zuletzt geht es um die dabei entstandenen diffamierenden Zerrbilder, die selbst für moderne Historiographen oft ein unlösbares Problem sind.

 

Zur Vortragenden:

Studium: Geschichte, Kunstgeschichte, Italienischen Sprache und Literatur (Bern/Neuchâtel/Bologna); Doktorat in Bern; Forschungsassistenzen (Freiburg i. Ue., Opava/Troppau); Mitarbeit Zweigstelle der Regesta Imperii (Brno); ab 2019: Projektierung ExPro; (2023) Gastprofessur (Wien). Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Kulturgeschichte der politischen Kommunikation, Fragile Fürstenherrschaft, langfristige Konflikte im spätmittelalterlichen Zentraleuropa.

 

Rückfragen: martina.fuchs@univie.ac.at